Freilich #35: Und tschüss!

Militärdaten zeigen: Israel tötet in Gaza überwiegend Zivilisten

Geheime Militärdaten belegen, dass der Großteil der Todesopfer in Gaza Zivilisten sind. Diese Quote stufen internationale Experten als außergewöhnlich hoch ein.

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Militärdaten zeigen: Israel tötet in Gaza überwiegend Zivilisten

Helfer nach einem israelischen Luftschlag in Gaza.

© IMAGO / APAimages

Eine gemeinsame Recherche von The Guardian, +972 Magazine und Local Call deckt brisante Zahlen aus einer geheimen Datenbank des israelischen Militärgeheimdienstes auf. Demnach waren von den insgesamt rund 53.000 im Mai 2025 getöteten Palästinensern in Gaza lediglich etwa 8.900 als Kämpfer der Hamas oder des Islamischen Dschihads erfasst. Dies entspricht nur 17 Prozent, was darauf hindeutet, dass rund 83 Prozent der Opfer Zivilisten waren.

Dieses Verhältnis wird von internationalen Konfliktforschern als außergewöhnlich hoch bewertet. Ein solch extremer Anteil ziviler Opfer sei in modernen Kriegen äußerst selten. Ein vergleichbares Ausmaß gab es zuletzt nur in Fällen wie dem Völkermord in Ruanda, dem Massaker von Srebrenica oder der Belagerung von Mariupol.

Zweifel an offiziellen Angaben

Das Militär stellte die Existenz der Datenbank nicht in Frage, erklärte gegenüber den Medien jedoch, die veröffentlichten Zahlen seien fehlerhaft und spiegelten die internen Systeme nicht wider. Welche Daten genau bestritten würden, blieb es jedoch schuldig. Beobachter wiesen darauf hin, dass die Armee die Datenbank selbst als maßgebliche Quelle für Planungen nutzt und zugleich die Angaben des Gesundheitsministeriums in Gaza intern als zuverlässig anerkennt, obwohl israelische Politiker diese öffentlich immer wieder als Propaganda abtun.

Unklare Definition von „Kämpfern“

Die israelische Militärführung und Politiker haben wiederholt deutlich höhere Zahlen sogenannter Kämpferverluste verbreitet, teils bis zu 20.000. Dabei wurden auch Zivilpersonen, die Verbindungen zur Hamas hatten, etwa Verwaltungsangestellte oder Polizisten, als legitime Ziele eingestuft – entgegen dem internationalen Recht. Soldaten vor Ort berichteten zudem, dass häufig auch Menschen ohne Verbindungen zu bewaffneten Gruppen als getötete „Terroristen” gemeldet wurden.

Kritik aus den eigenen Reihen

Ehemalige hochrangige Militärs werfen der Regierung vor, die Zahlen massiv aufzublähen. Sie verweisen darauf, dass die Mehrheit der Toten Zivilisten sind. Beobachter stellten zudem fest, dass selbst die internen Schätzungen der Hamas und des Islamischen Dschihads deutlich unter den von Israel kommunizierten Opferzahlen für Kämpfer liegen.

Militärexperten betonen, dass Israel in Gaza nicht in erster Linie klassische Gefechte austrägt, sondern eine Kampagne gezielter Tötungen verfolgt, bei der auch Angriffe auf niedrigrangige Gegner zahlreiche zivile Opfer in Kauf nehmen. Dieses Vorgehen erinnert an Konflikte in Syrien, Sudan oder Jemen, bei denen Gewalt bewusst gegen die Zivilbevölkerung gerichtet wurde, um die Kontrolle über bestimmte Gebiete zu erlangen.

Historische Dimension

Aus Sicht von Forschern markiere das Vorgehen eine Abkehr von den Prinzipien, die westliche Armeen nach dem Vietnamkrieg eingeführt hatten, um zivile Opfer zu minimieren. Während Israel behauptet, ähnliche Verfahren wie die USA einzusetzen, sprechen die Zahlen und die Zerstörung ziviler Infrastruktur für das Gegenteil.

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