Hohe Energiekosten: Gemüseproduktion in Europa vielerorts eingestellt

Agrarexperte Franz Sinabell denkt, dass sich wahrscheinlich viele Gemüseunternehmen in Europa ausgerechnet haben, dass sich die Produktion von Gemüse über den Winter nicht lohnt.
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Wien. – Im heurigen Winter ist die Produktion von Gemüsesorten wie Tomaten, Gurken oder auch Paprika wegen zu hoher Energiekosten vielerorts eingestellt worden. Neben großen Exportländern wie den Niederlanden betrifft das auch Produzenten in Österreich, wie das ORF-Radio Ö1 Anfang der Woche berichtete. Die Folge: Gemüse wird im Winter knapper und teurer. Für viele Unternehmen ist es lohnender, das Gas zu verkaufen, als damit die Glashäuser zu betreiben.

Südliche Länder werden mehr produzieren

„Fast jedes Unternehmen ist davon betroffen, beispielsweise werden Kühlanlagen für die Obstverarbeitung mit Strom betrieben. Es gibt praktisch keinen Produktionszweig in der Landwirtschaft, der nicht von der Teuerung betroffen ist“, sagte der Agrarexperte Franz Sinabell vom Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo). Er rechne damit, „dass in ganz Europa wahrscheinlich viele Gemüseunternehmen es sich ausgerechnet haben, dass sich die Produktion von Gemüse nicht lohnt, dass es lohnender ist, das Gas zu verkaufen, damit beispielsweise Energieunternehmen Strom erzeugen können. Meine Einschätzung ist, dass Gemüse daher knapper werden wird“. Sinabell erwartet zudem, dass die Produktion der nördlichen Länder zu einem Teil von südlichen Ländern wie Spanien kompensiert wird.

Im Winter weniger Fruchtgemüse, im Sommer zu viel

Martin Flicker, Gemüseproduzent in Wien und Vizepräsident der Wiener Landwirtschaftskammer, bestätigte, dass Betriebe, die Fruchtgemüse produziert haben, heuer bereits früher mit ihrer Ernte aufgehört haben. „Das betrifft zum Beispiel auch meinen Betrieb mit den Minigurken. Wir werden auch im nächsten Frühjahr etwas später mit der Pflanzung und mit der Produktion starten aufgrund der hohen Energiepreise.“

Auf die Frage, ob man sich von Tomaten, Gurken und Co im Winter wird verabschieden müssen, sagte Flicker, dass die Energiekosten es mit sich bringen werden, dass es im Winter weniger Fruchtgemüse gibt, „aber in umgekehrten Sinne dann wahrscheinlich im Sommer, wie früher, dann Übermengen“.