Neue Weltwährung Worldcoin identifiziert Personen per Iris-Scan

Eine neue Kryptowährung von ChatGPT-Erfinder Sam Altman und dem fränkischen Jungunternehmer Alex Blania soll das globale Finanzsystem gerechter machen. Wer sein Auge scannen lässt, erhält ein Startkapital.

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Neue Weltwährung Worldcoin identifiziert Personen per Iris-Scan
Die Orbs stehen bereits in 30 Metropolen© Worldcoin.org

Erlangen. - Der deutsche Max-Planck-Student Alexander Blania aus Franken entwickelt zusammen mit ChatGPT-Gründer Sam Altman eine neuartige Technologie für eine neue Weltwährung. Millionen Augen-Scans sollen zum ultimativen Ausweis werden. Die Erfindung namens Orb ist ein Gerät, das die Augen von Menschen scannen kann wie angeblich kein Gerät zuvor. Die Orbs, deren erste Exemplare inzwischen in 30 Metropolen stehen (in Deutschland wurden ein Einkaufszentrum in Berlin und eine Fußgängerzone in München ausgewählt), erfassen die biometrischen Daten von Freiwilligen, insbesondere den Iris-Scan, und erstellen daraus digitale Identitäten. Jede gescannte Person erhält einen persönlichen Identifikationscode, der angeblich fälschungssicher auf einer dezentralen Blockchain gespeichert wird, wie n-tv berichtet. Die KI- und Fintech-Szene ist begeistert, andere sind eher besorgt.

Erfinder wollen „World ID“ schaffen

Orbs gelten derzeit als neues Kultobjekt der Tech-Szene. Im Internet kursieren Videos von langen Menschenschlangen vor Orbs-Scanning-Stationen. Demnächst will Blania 50.000 dieser Geräte pro Jahr produzieren, was die Zahl der Nutzer in die Milliarden treiben könnte. Investoren haben den Gründern inzwischen einen dreistelligen Millionenbetrag gegeben, um die Welt mit Orbs zu fluten. Orbs ermöglichen im Konzept der Erlanger Entwickler zwei folgenreiche Dinge. Zum einen schaffen sie eine eindeutige digitale Identität für potenziell Millionen von Menschen. Hunderttausende Freiwillige haben sich bereits ihre Augen scannen und einen digitalen Pass ausstellen lassen. Damit könnte Worldcoin zu einer riesigen Identifikationsplattform für digitale Geschäfte aller Art werden. Wer einen Orbs-Scan hat, braucht bei Transaktionen im Internet künftig vielleicht keine Ausweiskontrollen oder Passwörter mehr. Im Zeitalter autonomer KI-Software wird es zudem möglich sein, zu unterscheiden, wer wirklich ein Mensch und wer nur ein Bot ist. Blania und Altman wollen eine „World ID“ schaffen, den ultimativen Identitätsnachweis – wie ein fälschungssicherer Reisepass im digitalen Zeitalter.

Datenschützer sind entsetzt

Auch der zweite Schritt wurde von Blania und Altman nicht nur konzipiert und entwickelt, sondern ist bereits Realität: Worldcoin als Kryptowährung. Worldcoins entstehen derzeit dadurch, dass jeder Gescannte 25 Worldcoins als Willkommensgeschenk erhält, die nun frei gehandelt werden können. Am Ende soll sogar jeder etwas geschenkt bekommen. Blania formuliert es so: „Am Anfang wollten wir eine digitale Währung schaffen und jedem einen Teil davon schenken. Dafür brauchten wir aber einen Weg, um zu verhindern, dass Kriminelle das System missbrauchen. Unsere Lösung ist der Orb, der biometrische Daten sammelt.“ Das ganze Setup - von der Augenkugel, die plötzlich Millionen Menschen überall in Supermärkten zum Iris-Scan animiert, über die Ausstellung eines digitalen „Menschenpasses" (tatsächlich heißt die Identität „Proof of Humanity") bis hin zur digitalen Kryptowährung als Weltbeglückung – klingt wie aus einem düsteren Science-Fiction-Film. Doch Worldcoin ist nicht nur gut finanziert, sondern findet auch überraschend schnell sein Publikum.

Datenschützer sind entsetzt, dass hier für ein paar Krypto-Dollars millionenfach intime Daten aus Retina-Scans gesammelt werden, ohne dass klar ist, was genau damit geschieht, wer eigentlich die Datenhoheit hat und wie sie vor Hackern geschützt werden sollen. Die neue Erfindung sorgt aber nicht nur bei Datenschützern für Aufregung, sondern auch bei Politikern. So erklärte etwa Christina Baum, Mitglied im Bundesvorstand der Alternative für Deutschland: „Der Augenscanner wurde nicht für medizinische Zwecke entwickelt, sondern dient der Erfassung biometrischer Daten, von denen kein Mensch weiß, wo und von wem sie gespeichert werden. (...) Die Entwickler selbst erklären, dass die Erfindung der Bildung eines globalen Finanz- und Identitätsnetzwerkes dient.“ Diese Geräte würden somit einzig und allein der weltweiten Überwachung der Menschen dienen. „Damit können sämtliche Aktivitäten einer einzelnen Person permanent nachvollzogen werden – Kaufverhalten, Bewegungsverhalten, Gesundheit und vieles mehr“, warnt Baum. Es sei völlig unverständlich, dass die Nachfrage der Menschen nach einer solchen World-ID angeblich riesig sei und nur damit erklärbar, dass die Gefahren durch Missbrauchsmöglichkeiten nicht erkannt werden. Der gläserne Mensch werde damit Realität. Und das sei mehr als beängstigend.