Tanzverbot: Reconquista oder mit der Linken in den Untergang tanzen?

Während in Europa immer mehr Ramadan-Leuchten aufgehängt werden, diskutiert der Mainstream, ob das Tanzverbot am Karfreitag aufgehoben werden soll. Der Journalist Julian Schernthaner und der FPÖ-Politiker Florian Meilinger diskutieren die Frage, wie die Rechte zum Tanzverbot und zum Glauben stehen sollte.

Kommentar von
29.3.2024
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3 Minuten Lesezeit
Tanzverbot: Reconquista oder mit der Linken in den Untergang tanzen?
Demonstration gegen das Tanzverbot© IMAGO / aal.photo / Florian Meilinger

Ehrlich? Ich finde diese alljährlichen innerrechten Diskussionen um das sogenannte „Tanzverbot“ langsam etwas lächerlich. Teilweise verstehe ich den Ansatz gar nicht mehr. Worum geht es den Gegnern dieses „Tanzverbotes“? Darum, dass am Karfreitag unbedingt die „Freiheit“ (was ist das eigentlich?) herrschen muss, mit Linken, Gottlosen und sonstigen Opfern des real existierenden Liberalismus unbedingt (meist sturzbetrunken) in der Lieblingskneipe Pogo tanzen zu dürfen? Sollte es wirklich unser Ziel sein, die letzten Reste der christlichen Werteordnung im „Reich der Sünde“ auf dem „Altar des Nihilismus und Hedonismus“ zu opfern?

Wir als politische Rechte leben einfach in einer ganz anderen Zeit als unsere politischen Vorgänger, und für uns ist Religion heute kein Gegner mehr. Wir brauchen nicht darüber zu reden, dass die katholischen und vor allem die protestantischen Konfessionen sich täglich mit neuen LGBTQ-Forderungen lächerlich machen und auf den Zug des linksliberalen Zeitgeistes aufspringen. (Das wissen wir, aber das soll hier auch nicht Thema sein.) Aber glauben wir ernsthaft, wenn wir uns für ein Ende des Tanzverbotes einsetzen, wird irgendetwas „rechter“ und konservativer? Ganz und gar nicht,

Ist die Diskussion überhaupt wichtig?

Es gibt drei Säulen, die jeden Rechten in seinem Handeln inspirieren und vorantreiben sollen. Die Remigration, der Klassenkampf der Rechten und schließlich (der Teil, der in den Diskussionen oft zu kurz kommt) die Reconquista. Damit ist die Rückeroberung des öffentlichen Raums, der Institutionen und der kulturellen Hegemonie gemeint, die sich die Linke in den letzten Jahrzehnten Stück für Stück angeeignet hat. Wer einen wirklichen politischen Wandel will, wer z.B. Remigration, eine sozial gerechtere Gesellschaft oder eben ein „Abendland in Christenhand“ will, kommt an der Tatsache nicht vorbei, dass auch die Rechte ein kulturelles, geistiges und damit religiöses Wertefundament braucht.

Man kann nicht einen zukünftigen Machtanspruch formulieren und glauben, dass die Leere in den Völkern Europas ohne dieses Fundament gefüllt werden kann. Das wäre eine ebenso naive Vorstellung, wie zu glauben, es genüge eine erfolgreiche Wahl und mir nichts, dir nichts, und die herrschende Klasse erhebt uns zum Kanzler in allen Republiken. Eine ernstzunehmende politische Rechte mit strengem Weltbild und christlichem Wertefundament muss Stück für Stück aufgebaut und mit Leben gefüllt werden. Der real existierende Liberalismus mit all seinen Verführungen und kapitalen Auswirkungen auf unser Volk hat schon genug Schaden angerichtet und unter anderem dem Islam (wären wir wieder beim Zeigefinger) ein optimales Einfallstor geschaffen.

Drei Säulen

Wir müssen uns auf das christliche Erbe unserer Vorfahren besinnen, wir müssen begreifen lernen, dass es unter anderem der gemeinsame Glaube war, der uns einst als Volk einte, der uns mächtige Kaiser und Könige bescherte und der uns zu dem machte, was wir einmal waren. Es führt, Gott sei Dank, kein Weg daran vorbei, dass sich die Rechte einer neuen Synthese unterziehen muss und neben der nationalen und der sozialen Frage nun auch die religiöse Frage mit gleicher Vehemenz angehen muss. Gelingt diese Synthese, so vereinigt die Rechte alle Elemente, die eine Volkspartei braucht. Neben der gewonnenen Deutungshoheit in allen drei elementaren Fragen kann man sich dann auch dem Hauptziel, den realpolitischen Gegebenheiten unserer Zeit, annähern.

Doch zurück zum Tanzverbot. Ich habe meine Abneigung gegen eine Änderung kurz dargelegt und möchte noch hinzufügen, dass die Kirche immer offen ist für alle Rechte (auch wenn das natürlich von der Institution öffentlich nicht so artikuliert wird). Die Kirchen sind leerer als früher, deutschstämmige Priester sucht man mit der Lupe und auch in ihren Unterstrukturen (Pfarrgemeinderat, Ministranten etc.) herrscht Personalmangel. Diese Lücke, die der moderne Zeitgeist hinterlassen hat, wäre ein perfektes Vakuum, das von einer religiösen Rechten gefüllt werden könnte. (Das wäre wieder eine eigene Debatte)

Also, was tun?

Tanzverbot? Ja, natürlich sollten wir als Rechte weiterhin dafür sein. Man sollte sogar darüber nachdenken, es auf die ganze Karwoche auszudehnen, wenn man die Möglichkeit dazu hat. Ein rechter Gedanke wäre meinerseits auch, die Fastenzeit mit voller Überzeugung und religiösem Eifer zu begehen. Niemand wird daran gehindert, zu beichten, in sich zu gehen, Nächstenliebe zu leben, die Kirche auch außerhalb von Weihnachten und Ostern zu besuchen oder einfach auf Genüsse (seien es materielle, digitale oder hedonistische Zeitvertreibe) zu verzichten und sich der Askese zu widmen. Nichts befriedigt einen konservativen Geist mehr, als ausgiebig zu fasten und sich dann am Karfreitag, dem Todestag Jesu, seiner geistigen und leiblichen Existenz bewusst zu werden. Das ist es, was zählt und was erstrebenswert ist. Den Untergangstanz mit den Linken kann man dann ja als Unbelehrbarer am Ostersonntag nachholen.


Zur Person:

Florian Meilinger ist FPÖ-Kommunalpolitiker aus Oberösterreich. Der katholische Familienvater interessiert sich für Fußball, Geschichte und Politik.

Die in Gastbeiträgen geäußerten Ansichten geben ausschließlich die Meinung des jeweiligen Autors wieder und entsprechen nicht notwendigerweise denen der Freilich-Redaktion.