260.000 ohne Wohnung: Obdachlosigkeit in Deutschland stark angestiegen

In einem aktuellen Regierungsbericht wurden mehr als 250.000 Menschen als Obdachlose erfasst. Das Dokument ermöglicht tiefe Einblicke in die Lebensumstände der Gefährdeten.
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Berlin. – Menschen ohne beständigen Wohnsitz fallen nicht selten aus statistischen Erhebungen heraus. In einem Bericht der Bundesregierung sollte dies geändert werden, um die Lebensrealität einer Viertelmillion Deutscher abbilden zu können. Den Großteil der insgesamt rund 263.000 Obdachlosen stellen Personen, denen durch Wohnungshilfe bereits zum Teil geholfen wird (178.000). Gut 86.000 Personen sind unmittelbar von Wohnungslosigkeit betroffen, sie kommen entweder temporär bei Bekannten unter oder sind in Kurzzeit-Behelfsunterkünften.

Diese Gruppen sind besonders betroffen

Laut dem Regierungsbericht hätten etwa zwei Drittel der Wohnungslosen die deutsche Staatsangehörigkeit, diese stellen jedoch nur ein Drittel der in Unterkünften untergebrachte Personen. Die Kommunen verlegen nicht selten auch Migranten in die Obdachlosenunterkünfte, die dann auf unbestimmte Zeit nicht an andere freigegeben werden können. Mehr als 25 bis 35 Prozent der Obdachlosen sind suchtkrank, über 40 Prozent klagen über einen schlechten Gesundheitszustand. Bauministerin Klara Geywitz (SPD) kündigte in Zusammenhang mit dem Bericht einen „nationalen Aktionsplan Wohnungslosigkeit“ an, der sich dem Thema widmen soll. Das Ziel der Ampel-Regierung ist es, bis 2030 sämtliche Formen der Obdachlosigkeit beseitig zu haben.

AfD fordert konkrete Reformen

Der EU-Abgeordnete Guido Reil (AfD), der sich seit Jahren für Obdachlose engagiert, fordert wegen der sich verschärfenden Lage für Obdachlose und Wohnungslose konkrete Reformen: „Obdachlose und Wohnungslose sind mit multiplen Problemlagen konfrontiert. Es zeigt sich, dass sie diese besser lösen, wenn sie in einem ersten Schritt voraussetzungslos wohnen können. Ein Dach über dem Kopf ist der erste Schritt zur Besserung. Finnland hat das begriffen: Das dortige ,Housing First‘-Konzept hat dazu beigetragen, dass die Wohnungslosigkeit in zwölf Jahren um 38 Prozent zurückgegangen ist.

In Deutschland hingegen wird eine dauerhafte Bleibe an strenge Konditionalitäten geknüpft, die häufig nicht erfüllt werden können, wodurch das Problem nur verschärft wird. Das finnische Konzept des ,Housing First‘ rentiert sich auch volkswirtschaftlich: Laut Berechnungen sinken die Kosten pro Wohnungslosen durchschnittlich um 15.000 Euro pro Jahr. Im Kampf gegen die Obdachlosigkeit und Wohnungslosigkeit können wir also von den Finnen lernen.“

Dieser Beitrag wurde am 12. Dezember um 12:30 um die Stellungnahme von Guido Reil ergänzt.