Auszug aus dem Interview mit Jack Donovan: „Nur Männer machen Männer“

Ein Mann im Westen zu sein ist nicht mehr selbstverständlich. Für Autor und Bodybuilder Jack Donovan schon.

Heinrich Sickl
Interview von
17.9.2023
/
7 Minuten Lesezeit
Auszug aus dem Interview mit Jack Donovan: „Nur Männer machen Männer“
Im Interview mit FREILICH hat Jack Donovan unter anderem über die Rolle des Mannes gesprochen.© Jack Donovan

FREILICH: Jack Donovan, entschuldigen Sie bitte diese erste, ganz allgemeine Frage, aber es sieht so aus, als müssten wir mit allem an den Anfang zurückkehren und wirklich bei den Grundlagen beginnen: Was ist ein Mann?

Jack Donovan: Ein Mann ist ein erwachsener Mensch, der mit XY-Chromosomen, Hoden und einem Penis geboren wird. Die Beantwortung der Frage „Was ist ein Mann?“ unterscheidet sich nicht von der Bestimmung des Geschlechts eines ausgewachsenen Nutztieres.

Geschlecht oder Gender? Oder ist beides die falsche einzige Definition? Wie können wir den kulturellen Extremismus vermeiden, den wir in der heutigen Gender-Ideologie erkennen, die das seltsame Gefühl vermittelt, dass es keine Rolle spielt, welches Geschlecht man ist?

Sex und Gender waren synonym, bevor Gender-Theorie-Extremisten und Transhumanisten sie getrennt haben. Ich verwende die Worte „Sex“ und „Gender“ austauschbar, wie es alle vor den 1990er-Jahren getan haben.

Wenn linke Autoren versuchen, Ihren Standpunkt zu verstehen, nennen sie Sie einen „Frauenfeind“. Aber warum? Was denken Sie über Frauen? Und noch einmal, lassen Sie uns die Grundlagen diskutieren: Was ist eine Frau?

„Frauenfeind“ ist eine manipulative Bezeichnung, die als Waffe des sozialen Zwangs gegen jeden eingesetzt wird, der Aussagen oder Überzeugungen einer einzelnen Feministin in Frage stellt oder ihnen widerspricht. Ihre manipulative Kraft rührt daher, dass man glaubt, sie impliziere irgendeinen Hass auf Frauen. Die meisten Männer jedoch hassen Frauen wirklich nicht – aber sie wollen auch nicht falsch dargestellt werden. Ich hege im Allgemeinen weder Hass noch Wut auf Frauen. Wie die meisten Menschen heute glaube ich, dass Männer und Frauen unterschiedlich sind. Im Großen und Ganzen haben Männer und Frauen als Gruppen unterschiedliche Schwächen, Stärken, Interessen und Motivationen. Dafür nennen manche mich einen „Frauenfeind“.

Frauenrechtlerinnen – und das sind die heutigen feministischen Aktivistinnen – wollen glauben und den Rest von uns davon überzeugen, dass Männer und Frauen gleich sind – außer wenn Frauen „besser“ sind. Aber, wie ein Rapper sagen würde, haben sich die feministischen Pandoras vor kurzem selbst verarscht, indem sie die „Trans“-Kiste geöffnet und das Chaos in die Welt entlassen haben. Jetzt gibt es Frauen, die sich für Frauen einsetzen, die nicht sagen dürfen, was eine Frau ist. Auf Deutsch könnte man meine Reaktion darauf als „Schadenfreude“ bezeichnen.

Männer springen aus Flugzeugen, schreiben Bücher, werfen Handgranaten, fahren schnelle Autos und eine bestimmte Gesellschaft sagt ihnen heute, dass sie als Männer nicht mehr gebraucht werden. Alles kann auch von Frauen als dem zweiten Geschlecht gemacht werden. Oder von „allen anderen Geschlechtern“. Es gibt nichts, wofür ausschließlich Männer gebraucht werden. Was ist Ihre Antwort?

Männer und Frauen können viele gleiche Dinge tun, aber das bedeutet nicht, dass Männer und Frauen gleich sind oder dass sie die gleichen Interessen oder Fähigkeiten haben. All diese Dinge sind in Kurven und Durchschnittswerten unter den Menschen verteilt, und seltene Ausnahmen sollten niemals eine allgemeine Regel neu definieren.

Die Frage birgt jedoch ein größeres Problem: Sie impliziert, dass Männer nur dann existieren oder etwas tun sollten, wenn sie „gebraucht“ werden. Von wem und wofür gebraucht, und im Zusammenhang mit der Schaffung welcher Art von Gesellschaft? Wer hat entschieden, dass ich „nicht gebraucht“ werde oder dass ich eine Sache nicht tun oder erleben muss oder sollte, die Männer während unserer gesamten Evolutionsgeschichte getan haben? In wessen Auftrag bin ich hierher versetzt worden, um zu dienen? Aus welchem Job bin ich entlassen worden?

Die Leute, die diese Argumente vorbringen, wollen, dass Männer hilflos sind, damit sie sie in Bahnwaggons pferchen und in Lager schicken können. Sie wollen keine Männer mit Rückgrat oder Männer, die körperlich leistungsfähig sind. Sie wollen gehorsame Sklaven. Das haben wir in den letzten Jahren gesehen.

Ein Mann zu sein, bedeutet auch, mit anderen Männern zusammen zu sein. Ihre Antwort ist die „Bande“, wir nennen das vielleicht einen Männerbund“. Wir sind nicht allein. Was macht den Unterschied, wenn wir ein Rudel von Männern sind? Und was sollten wir tun?

Deine Identität als Mann ist in erster Linie ein Produkt deiner Interaktionen mit anderen Männern und dann deines Status innerhalb von Männergruppen. Wenn du dich vor anderen Männern versteckst, kannst du dir einbilden, viel größer zu sein, als du bist, wenn keine anderen Männer da sind, die dich herausfordern und bewerten. Jeder Mann kämpft in seiner Vorstellung wie ein Superheld, bis er tatsächlich im wirklichen Leben gegen andere Männer kämpft und den Unterschied zwischen der Fantasieversion von sich selbst und einer realistischeren Einschätzung seiner Fähigkeiten versteht.

Kämpfen ist ein einfaches Beispiel, aber viele Männer hegen Eifersucht oder sind wütend auf andere Männer und ziehen sich allein oder in Gesellschaft sympathischer Frauen zurück, weil sie sich in Männergruppen unbehaglich oder unwohl fühlen. Wenn Männer diese Unbehaglichkeit gegenüber anderen Männern überwinden, werden sie zu selbstbewussteren Versionen ihrer selbst. Es wird ja auch oft gesagt, dass Frauen geboren werden, aber Männer gemacht werden. Das ist wahr. Und die Wahrheit ist: Männer können nur von anderen Männern gemacht werden. Frauen können Männer nicht in die Männlichkeit einführen oder ihnen beibringen, wie man in einer Gruppe von Männern interagiert, weil Männer Frauen immer anders behandeln werden – Frauen haben also nicht wirklich die Möglichkeit, diese Erfahrung zu teilen.

Sie machen einen Unterschied zwischen „schwul“ und „androphil“? Was ist das Argument dahinter? Und was ist der Eros zwischen Männern in ihrer Bande oder im Bund?

Ich habe 2007 ein Buch mit dem Titel Androphilia geschrieben. Die Hauptaussage war, dass Sexualität allein keine vollständige Gemeinschaft oder Identität schafft. Ich habe homosexuelle Männer ermutigt, die politische und soziale Identität „schwul“ aufzugeben und einfach Männer zu sein. Ich habe von der performativen Verweichlichung abgeraten.

Wir wissen, dass ein gewisser Prozentsatz der Männer aus verschiedenen Gründen schon immer homosexuell war, und wir können entweder so tun, als ob es das nicht gäbe, oder herausfinden, wie wir diese Männer zu produktiven Mitgliedern unserer Gesellschaft machen können. Wenn man sie an den Rand drängt, werden sie nachtragend und subversiv, und das ist es, was wir bei so vielen schwulen Linken sehen, die nur etwas zerstören wollen.

Männer auf der extremen Rechten neigen dazu, Homosexuelle zu hassen, weil Homosexuelle bequeme Sündenböcke für Probleme sind, die in der Regel auf die Unfähigkeit heterosexueller Männer zurückzuführen sind, mit ihren Frauen umzugehen. Viele westliche Männer sind schwach im Umgang mit ihren Frauen, so dass sie die Frauen nicht für ihre Taten verantwortlich machen können, und diese Männer wollen keine Verantwortung für ihr kollektives Versagen als Männer übernehmen, also geben sie einem statistisch unbedeutenden Teil der Bevölkerung die Schuld. Im Extremfall sieht man das bei Skinheads.

Homosexuelle Männer haben die Familie nicht zerstört. Der Feminismus hat die traditionellen Familien zerstört, heterosexuelle Männer haben diesen Prozess auf Schritt und Tritt unterstützt, weil sie Angst hatten, „Nein“ zu Frauen zu sagen oder als „Sexisten“ oder „Frauenfeinde“ bezeichnet zu werden. Ich spreche nicht viel über Lesbierismus, weil ich striktes Lesbentum größtenteils als eine Art performativen Feminismus betrachte. Die weibliche Sexualität ist von Natur aus formbarer als die männliche, und das war sie auch während der gesamten Geschichte unserer Spezies.

Ich glaube an die persönliche Freiheit, aber ich glaube nicht, dass Homosexualität aktiv gefördert werden sollte, und ich glaube nicht, dass sie mit kleinen Kindern, die noch sehr beeinflussbar sind, diskutiert werden sollte. Heterosexualität ist die menschliche Norm, und sie muss die Norm sein, damit eine Gesellschaft funktioniert, überlebt und gedeiht.

Ich verwende das Wort „Androphilie“ übrigens nicht mehr, und das schon seit über einem Jahrzehnt nicht mehr. Ich bin Jack Donovan, das ist meine wichtigste Identität. Kritiker von den extremen Rändern der Linken und der Rechten haben meine Arbeit absichtlich falsch charakterisiert, indem sie mir unterstellten, dass ich für homosexuelle männliche „Gangs“ eintrete. Das ist wirklich ekelhaft und nicht das, was ich persönlich will oder überhaupt befürworte. Darum ging es weder bei Der Weg der Männer noch bei meiner Arbeit in den letzten zehn Jahren. Eine Gruppe homosexueller Männer ist weder ein Stamm noch eine „Gang“ oder ein „Bund“ – es ist einfach eine Orgie. Und es ist viel einfacher, eine Orgie im Jahr 2022 zu organisieren, als einen Stamm oder eine Bruderschaft aufzubauen.

Wenn ich nach männlichen Freunden und Partnern suche, meide ich in der Regel homosexuelle Männer, weil ich mich nicht mit der Art von Verwirrung und Drama befassen möchte, die sie verursachen können. Wirklich solide Männerfreundschaften brauchen Jahre, um sich zu entwickeln, und sind extrem wertvoll.

Einer Ihrer Fans in den USA ist Chuck Palahniuk, der Autor von Fight Club. Wer diskutiert noch mit Ihnen über Männer?

Ich habe Chuck zweimal getroffen, und wir haben im Laufe der Jahre einige E-Mails ausgetauscht, und ich war immer sehr dankbar, dass er meine Arbeit erwähnt hat, denn Fight Club hatte einen großen Einfluss auf mich. In Amerika ist die Männlichkeitsbewegung über politische Randgruppen, Blogs und Therapiegruppen hinausgewachsen. Ich habe das Privileg, eine Menge wirklich erfolgreicher Männer zu kennen, die sich für Männer und ihre Männlichkeit einsetzen. Männer wie Ryan Michler von „Order of Man“ und viele der Mitglieder seiner Organisation. Männer wie Ian Smith, der ehemalige Besitzer eines Fitnessstudios, der sich gegen die korrupte Regierung in New Jersey gestellt hat. Ich habe oft auf der 21 Convention für Männer in Amerika und Polen gesprochen. Mit dem Stilberater und Autor Tanner Guzy habe ich ein einjähriges Zeitschriftenprojekt gestartet – das CHEST Magazine – und viele der einflussreichsten Männerrechtler und Schriftsteller dazu interviewt. Ich spreche regelmäßig mit aktuellen und ehemaligen Mitgliedern von Eliteeinheiten des Militärs, professionellen Kampfsportlern und Athleten.

Das vollständige Interview lesen Sie in der FREILICH-Ausgabe 18 „Die Wiederkehr der Männer“. Darin erfahren Sie unter anderem, wie Jack Donovan über den „weißen Nationalismus“ der Alt-Right denkt, was er vom Heidentum hält und ob ein neuer Mythos für die Zukunft möglich ist.

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