Versicherer Aviva: Weiße Männer werden nur mit Zustimmung der Chefin eingestellt

Um die Diversitätsquote des fünfgrößten weltweilten Versicherungsunternehmen zu fördern, werden keine Neueinstellungen mehr ohne die Zustimmung der Vorstandsvorsitzenden vorgenommen.

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Versicherer Aviva: Weiße Männer werden nur mit Zustimmung der Chefin eingestellt
Die Vorstandsvorsitzende von Aviva, Amanda Blanc.© IMAGO / ZUMA Wire

London. – Die weibliche Vorstandsvorsitzende des Londoner Versicherungsunternehmens Aviva hat kürzlich erklärt, dass die Einstellung von männlichen Führungskräften nur mit ihrer Zustimmung erfolgen darf, um die Vielfalt im Unternehmen zu fördern, wie mehrere britische Medien berichten. Amanda Blanc, die 2020 die erste weibliche Vorstandsvorsitzende des Unternehmens wurde, hat diese Praxis eingeführt, um Geschlechterdiskriminierung in der Finanzdienstleistungsbranche zu bekämpfen. Vor einem parlamentarischen Ausschuss sagte sie: „Es gibt keine Einstellung bei Aviva, die nicht von mir und der Personalabteilung abgesegnet wurde.“ Nicht, weil sie ihrem Team nicht vertraue, „sondern weil ich sichergehen will, dass der Einstellungsprozess divers ist, ordnungsgemäß durchgeführt wird und nicht nur ein Anruf bei einem Kumpel ist, der sagt: 'Willst du einen Job, komm her und wir kümmern uns um dich'“.

Mehr Frauen in Führungspositionen

Ihre Äußerungen beziehen sich nur auf leitende Angestellte bei Aviva, das 22.000 Menschen beschäftigt. „Das Vorgehen zielt darauf ab, mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen“, erklärte sie ihre Rolle bei der Genehmigung von Neueinstellungen. „Ich bin davon überzeugt, dass sich dieses Verhalten ändern wird, wenn es mehr Frauen in Führungspositionen gibt“, so Blanc vor dem Ausschuss im Rahmen der dritten öffentlichen Anhörung zur Frage, ob sich der Sexismus in London seit 2018, als die letzte Untersuchung stattfand, verbessert hat.

Der Ausschuss wurde ins Leben gerufen, nachdem eine Reihe von Vorwürfen sexuellen Fehlverhaltens die Branche erschüttert hatten, darunter Skandale bei der Confederation of British Industry (CBI) und Vorwürfe gegen den Brexit-Sponsor und Hedgefonds-Manager Crispin Odey.

Belästigungen in der Finanzdienstleistungsbranche

Bei der Anhörung beklagte Blanc, dass es in der Finanzdienstleistungsbranche mehr Belästigungen gebe als in jedem anderen Wirtschaftszweig. Sie betonte gegenüber den Abgeordneten, dass sie zwar einige „sehr positive Erfahrungen“ in der Branche gemacht habe, aber „viele Frauen nicht“. Blanc berichtete von Frauen, mit denen sie gesprochen und von denen sie „absolut entsetzliche“ Geschichten gehört habe, darunter unerwünschte sexuelle Annäherungsversuche, die Verfolgung in Hotelzimmer oder die Aussage, dass ihre Schwangerschaft für das Unternehmen „unangenehm“ sei.

„Jede einzelne Firma muss für solche Vorwürfe die Verantwortung tragen, und die Frauen in der Firma müssen wissen, dass es ein Möglichkeit gibt, um sich zu äußern; dass auf diese Beschwerden reagiert wird; dass alles untersucht wird; und dass die Person, die das Falsche getan hat, das Unternehmen verlässt, nicht die Frauen.“