Das gedruckte Wort kann nicht manipuliert werden: Das Antiquariat als Refugium

Bücher sind Kulturgüter, aber moderne Buchhandlungen sind kaum noch einladend. Zu sehr sind die heute gedruckten Werke Ausdruck einer Geisteshaltung und einer Politik, die man als Rechter kaum mehr gutheißen kann. Antiquariate schaffen hier Abhilfe, denn sie ermöglichen das Eintauchen in einen anderen Fluss, meint der Antiquar Heinrich Mahling in seinem Kommentar.

Kommentar von
14.12.2023
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4 Minuten Lesezeit
Das gedruckte Wort kann nicht manipuliert werden: Das Antiquariat als Refugium
Alte Bücher können Einblicke in andere Zeiten geben.© Unsplash

Jeder kennt es: Man will in der Buchhandlung Weihnachtsgeschenke kaufen und kippt angesichts der hemmungslosen woken Propaganda geradezu rückwärts wieder aus der Ladentür. Kneift man die Augen zusammen und sucht nach etwas Nicht-Politischem, macht sich gähnende Eintönigkeit breit: Neben Biografien, die das langweilige Leben irgendwelcher C-Promis oder den überaus geistlosen, aber dafür besonders lauwarm servierten Floskelbrei von Ex-Bundespräsidenten zum Inhalt haben, reihen sich Softcover-Krimis und Fantasybücher, bei denen sich Inhalt und Buchgestaltung in Sachen Billigkeit wenig unterscheiden dürften, dazu der übliche Literaturkanon des Bürgers der späten Bundesrepublik: Kochbücher, zehntausend Ratgeber, die den ohnehin schon ziellos umherirrenden „Individualisten“ noch mehr in den Wahnsinn treiben, Sachbücher, deren Autoren das Zeitgeschehen mit der geistigen Breite von Schießscharten kommentieren – ach Moment, wir wollten ja nicht über Politik sprechen. Also dann, verlassen wir den Laden!

Ist es nicht eigenartig, dass in einer Zeit ohne existenzielle Not, in der die Kultur eigentlich blühen müsste, das genaue Gegenteil der Fall ist? Die Buchhandlungen haben sich ebenso wie alle anderen Bereiche der Gegenwartskultur bis auf ganz kleine Ausnahmen dem Primat des Marktes unterworfen. Gedruckt wird, was leicht zu verdauen ist oder vom millionenschweren staatlichen Ideologieapparat gefördert wird. Über allem thront der gnadenlose Verwertungsgedanke. Die Gleichförmigkeit der Menschen nimmt vor diesem Panorama stetig zu: Jeder dünkt sich individuell, doch denkt nur innerhalb der erlaubten Denkschranken, mag dieselben Dinge und kennt nur einen kleinen Ausschnitt der Welt. Dieses Echokammern-Dasein hat zu einer unglaublichen Abgestumpftheit und geistigen Verarmung geführt, die schließlich den Bürger zum Konsumenten und den Intellektuellen zum ideologischen Musterschüler pervertierte. Eine Zeit lang mögen Konsum und Herdenmobilisierung für irgendein „current thing“ zielgebend und sinnstiftend sein, doch der Mensch, insbesondere der Europäer, hat in seinem Innersten eine Sensorik, die feinere Wellen aufspüren möchte.

Bücher als Ausweg

Ein einziges Buch aus einer anderen Zeit kann bereits die Echokammer undicht werden lassen. Auf einmal ist da eine Alternative, eine andere Sicht auf die Welt, eine andere Wertlegung und ein unberührter Geist – darin liegt die eigentliche Sprengkraft eines Buches: In der permanenten Wirklichkeitssimulation der Nachrichtensprecher und Propagandaorgane springt dem Leser die frakturgedruckte Weltsicht einer anderen Epoche ins Gesicht und unterminiert jeden universalen Gültigkeits- und Weltgestaltungsanspruch der gegenwärtigen Ideologie. Das einmal geschriebene Wort kann nicht mehr manipuliert werden. Was ein einst real existierender Mensch dachte und empfand und zu Papier brachte, das steht da schwarz auf weiß. Bücher sind also Zeitkapseln einst gewesener Welten, die mannigfaltigen Weltsichten, Gedankengänge, Wertvorstellungen und Erinnerungen ganzer Generationen speichern. Solange es alte Bücher gibt (und Menschen, die diese lesen), kann eine Diktatur nicht total, nicht perfekt sein. Nicht umsonst werden im berühmten Roman Fahrenheit 451 sämtliche Bücher verbrannt, während das System geradezu absurde Anstrengungen unternimmt, die Menschen mit riesigen Wohnbildwänden in der Echokammer gefangenzuhalten.

Bücher können also ganz real Oasen der Freiheit sein. Der Gang zum Antiquariat ist ein widerständiger Akt, auch wenn nicht sofort als solcher erkennbar. Nun hat sich aber auch – und das muss man ganz unverblümt dazusagen – der Antiquariatsmarkt mit voller Radikalität den Prinzipien des modernen Verwertungsgedankens unterworfen: Plattformen wie ZVAB, die einst die Unabhängigkeit der Händler und die Qualität der Warenpräsentation sicherstellen sollten, wurden von Amazon gekauft; auf dieser Plattform, auf Amazon.de und auf der hauseigenen Amazon-Plattform für antiquarische Bücher Abebooks machen viele Händler 50 Prozent ihrer Umsätze – unter sklavischer Gängelung der alles dominierenden Krake und unter Zahlung abartiger Provisionen und Gebühren. Doch das ist nicht das einzige Problem: Die meisten Antiquariate verramschen ihre Bücher auf den wenigen anderen Verkaufsplattformen und führen dabei brutale Unterbietungswettkämpfe. Für die Pflege von Kundenkontakten oder die Herausbildung einer Eigenidentität bleibt kaum Zeit, es muss weiter und in viel größerer Menge verramscht werden, um überhaupt Umsatz zu machen – ein trauriges Überbleibsel eines einst sehr angesehenen Berufes.

Antiquariate im Preiskampf

Ist das der Untergang des Abendlandes? Nein, wir müssen keine großen Schatten an die Wand skizzieren, sondern nach Auswegen aus der Misere unserer Gegenwart suchen: Das frisch gegründete Antiquariat Zeitenstrom mit Sitz in Chemnitz will genau das schaffen, hat sich große Ziele gesetzt und will beweisen, dass Selbstbehauptung gegen die scheinbare Alternativlosigkeit möglich ist. Es ist ein Antiquariat, welches ganz gezielt aus dem Milieu für das Milieu gegründet wurde und Bücher für eine feste Zielgruppe anbietet: Druckwerke der rechten politischen Theorie, insbesondere Werke der Konservativen Revolution, ein großer Bestand an Kinderbüchern, die nicht ideologisch kontaminiert sind und noch echte Werte vermitteln, Erstausgaben der deutschen Weltliteratur, insbesondere auch der Weimarer Klassik, Druckwerke aus fünf Jahrhunderten, ein großes Sortiment an Militaria-Literatur zum Thema Freikorps, Kulturgeschichtliches, Philosophie, Literatur und vieles mehr – der große Zeitenstrom fließt still und nebelumwoben an jedem von uns vorbei. Es liegt an uns, in den Fluss einzutauchen oder in der Wüste auszuharren: Allen Freigeistern sei zugerufen: hinein in den Zeitenstrom!


Zur Person:

Heinrich Mahling, geboren 1996, ist patriotischer Aktivist und Betreiber des Online-Antiquariats Zeitenstrom. Dort bietet er kostbare Erstausgaben der Weltliteratur oder seltene Druckwerke der Konservativen Revolution an.

Die in Gastbeiträgen geäußerten Ansichten geben ausschließlich die Meinung des jeweiligen Autors wieder und entsprechen nicht notwendigerweise denen der Freilich-Redaktion.