Tassilo Wallentin – Der Ex-„Krone“-Kolumnist will sich nicht verstecken

Sieben Kandidaten treten am 9. Oktober zur Bundespräsidentenwahl in Österreich an. Einer von ihnen ist der Rechtsanwalt und Autor Tassilo Wallentin. Der ehemalige „Krone“-Kolumnist fordert eine aktive Rolle des Bundespräsidenten und sieht das Links-rechts-Schema als überholt an.
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Tassilo Wallentin ist gebürtiger Wiener, Jahrgang 1973, und gründete 2004 eine eigene Rechtsanwaltskanzlei. Bekanntheit erlangte er durch seine TV-Auftritte und seine Tätigkeit als „Krone“-Anwalt, ehe er ab 2013 begann, die Kolumne „Offen gesagt“ in der Sonntagsbeilage „Krone bunt“ zu schreiben. Zudem veröffentlichte er mehrere Bücher.

Stronach statt Kickl

Seine Kandidatur für das Amt des Bundespräsidenten kam nicht allzu überraschend, doch ursprünglich galt er als möglicher Kandidat für die FPÖ. Wallentin bestätigte auch, dass es Gespräche gegeben habe, man sich aber inhaltlich nicht einigen habe können. Mit der Unterstützung durch den Milliardär und Ex-Politiker Frank Stronach – er zahlte ein mehrseitiges Inserat in der „Krone“ – konnte Wallentin nun aber trotzdem antreten – als parteiunabhängiger Kandidat, wie er stets betont. Laut eigenen Angaben brachte es Wallentin auf 18.000 Unterstützungserklärungen.

Statt Wahlplakate drucken zu lassen verschenkte der Ex-„Krone“-Kolumnist zu Beginn seines Wahlkampfes vier Tonnen Brennholz. „Wenn so viele Menschen nicht mehr wissen, wie sie ihr Leben finanzieren sollen, ist das der falsche Zeitpunkt, um Geld für Plakate auszugeben“, teilte er in einer Aussendung mit.

Aktives Rollenverständnis

Inhaltlich gilt Wallentin vielen als FPÖ-nah, zumindest was beispielsweise die Themen Migration und Neutralität anbelangt. Der Rechtsanwalt spricht von „Asylchaos“ und fordert Grenzkontrollen innerhalb des Schengen-Raumes. Auch tritt Wallentin für ein Ende der Russland-Sanktionen ein, sieht die Neutralität Österreichs gefährdet. Vom Bundespräsidenten erwartet er sich eine „aktive“ Rolle. Er würde sich nicht in der Hofburg „verstecken“, so Wallentin. „Wir brauchen ein neues Rollenverständnis eines Bundespräsidenten, der ein Gegengewicht zu Regierung bildet.“

Darüber hinaus hält der Wiener das Links-rechts-Schema für überholt. „In den großen Fragen unserer Zeit gibt es nur ein vernünftig oder unvernünftig. Ich glaube nicht, dass der etablierte Politikbetrieb, zu dem auch die Opposition gehört, sich selbst reformiert und diese Probleme lösen kann“, so Wallentin in einem Interview mit dem „Standard“. Dazu sei die „Seifenblase der Privilegien“ zu bequem. „Es muss jemand von Außen kommen, der unabhängig ist und das Land wieder ins Tun bringt. Als Präsident würde ich auch als Ideengeber fungieren, die dann vielleicht von Politikern aufgegriffen werden.“


Neben Tassilo Wallentin und dem amtierenden Präsidenten Alexander Van der Bellen treten noch folgende Kandidaten zur Wahl an (Liste wird laufend ergänzt):

Michael Brunner – Coronakritiker, der das System ändern will

Dominik Wlazny alias Marco Pogo – Ein Punk-Rocker in der Hofburg?

Gerald Grosz – Mit Trump-Slogan für die Hofburg und gegen die Regierung

Heinrich Staudinger – Ein „Schuh-Rebell“ für die Hofburg?

Walter Rosenkranz – Ein Volksanwalt als Volkspräsident?