Rentenreform: Thüringer Junge Union will Renteneintrittsalter auf 70 erhöhen
Die Thüringer Junge Union fordert ein Renteneintrittsalter von 70 Jahren – und riskiert damit einen Konflikt mit der eigenen Wählerschaft. Denn ausgerechnet ältere Menschen zählen zu den treuesten Unterstützern der CDU.
Der Thüringer JU-Chef hält die Regelung zur Rente mit 67 für nicht zukunftsfähig.
© IMAGO / Bild13Erfurt. – Die Thüringer JU drängt auf eine Reform der Rentenpolitik und schlägt vor, das Renteneintrittsalter auf 70 Jahre anzuheben. Der Vorsitzende Lennart Geibert betont die Notwendigkeit mutiger Schritte: „Ein paar mehr Ambitionen in diesem Themenbereich würden meiner Partei guttun“, sagte er gegenüber der Thüringer Allgemeinen. Zwar gebe es in der CDU bereits „gute Ansatzpunkte“, jedoch fehlten „die großen Reformen, die es bräuchte“. Geibert hält die aktuelle Regelung zur Rente mit 67 für nicht zukunftsfähig und plädiert zudem für die Einführung einer Aktienrente, um das System langfristig abzusichern.
Unter der neuen Bundesregierung von Kanzler Friedrich Merz (CDU) soll die sogenannte Aktivrente eingeführt werden. Diese erlaubt es Rentnern über die Regelaltersgrenze hinaus bis zu 2.000 Euro monatlich steuerfrei zu verdienen. CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann heizte die Debatte kürzlich in der ARD-Talkshow „Anne Will“ an.
Kontroverse innerhalb der CDU
Die Vorschläge stoßen parteiintern auf gemischte Reaktionen. Rainhard Stehfest, stellvertretender Vorsitzender der Seniorenunion Thüringen, begrüßt die freiwillige Aktivrente, zeigt sich aber skeptisch gegenüber einer Anhebung des Renteneintrittsalters:
Die Pläne der Jungen Union riefen auch Kritik außerhalb der CDU hervor. Der AfD-Landtagsabgeordnete Daniel Haseloff kommentierte auf X: „Vor allem die Alterskohorte der Rentner hat in Thüringen besonders stark die CDU gewählt – jetzt folgt die Quittung. Die 18- bis 59-Jährigen haben das durchschaut und die AfD mit deutlichem Abstand zur stärksten Kraft gemacht. Bei der nächsten Wahl kommt die absolute Mehrheit.“
Tatsächlich zeigen Wahldaten, dass ältere Wähler die CDU stark unterstützen. So stimmten bei der Bundestagswahl im Februar 2025 38 Prozent der über 60-Jährigen und 43 Prozent der über 70-Jährigen für die Union. Mit 42 Prozent der Wahlberechtigten ab 60 Jahren bildet diese Gruppe eine wachsende und einflussreiche Wählerschaft.
Die Altersverteilung der Wählerschaft verschiebt sich zunehmend zugunsten älterer Menschen. Während 1987 noch fast jede vierte wahlberechtigte Person unter 30 war, ist der Anteil älterer Wähler heute deutlich höher. Angesichts der alternden Bevölkerung wird sich dieser Trend fortsetzen, wodurch die Rentendebatte weiter in den Fokus rückt.