Passive Remigration: Immer mehr Migranten wollen Deutschland wieder verlassen
Wie eine neue Studie zeigt, wollen immer mehr Migranten Deutschland wieder verlassen. Als Gründe werden unter anderem Frust über Bürokratie, Steuern und Politik genannt.
Laut der Studie haben Hunderttausende Migranten sogar schon konkrete Auswanderungspläne gefasst. (Symbolbild)
© IMAGO / Cavan ImagesBerlin. – Eine aktuelle Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zeigt, dass rund ein Viertel der nach Deutschland eingewanderten Personen darüber nachdenkt, das Land wieder zu verlassen. Drei Prozent – das entspricht etwa 300.000 Menschen – haben bereits konkrete Pläne zur Auswanderung gefasst. Die Untersuchung basiert auf einer repräsentativen Online-Befragung von in Deutschland lebenden Eingewanderten, wie die Welt berichtet.
Auffällig ist, dass demnach besonders gut integrierte Migranten bei den Abwanderungsüberlegungen eine große Rolle spielen. „Gerade die für Erwerbs- oder Bildungszwecke zugezogenen, besser gebildeten, wirtschaftlich erfolgreicheren sowie sprachlich besser integrierten Migranten denken überdurchschnittlich häufig über eine Ausreise nach oder äußern konkrete Abwanderungspläne“, erklärte IAB-Forscher Lukas Olbrich. „Also genau jene, die Deutschland dringend für die Fachkräftesicherung benötigt.“
Bürokratie, Steuern, politische Unzufriedenheit
Die Befragten nannten unterschiedliche Gründe für ihre Abwanderungsabsichten. Arbeitsmigranten, Bildungs- und Familienzuwanderer nannten vor allem politische Unzufriedenheit, persönliche Gründe, steuerliche Belastungen und bürokratische Hürden. In der IAB-Studie heißt es: „Geflüchtete nennen zusätzlich Diskriminierungserfahrungen als wichtigen Grund.“
Wer eine Rückkehr in das Herkunftsland plant, tut dies meist aus sozialen Gründen. Dabei spielen persönliche Bindungen zu Partnern, Familienangehörigen und Freunden eine zentrale Rolle. Migranten, die nicht in ihr Herkunftsland zurückkehren, sondern ein anderes Zielland anvisieren möchten, legen mehr Wert auf berufliche Perspektiven und die wirtschaftliche Lage vor Ort. Laut dem IAB stehen bei der Weiterwanderung die Schweiz, die USA und Spanien im Fokus.Polen und Rumänien häufigste Rückkehrziele Die meisten Rückkehrwilligen zieht es nach Polen, dicht gefolgt von Rumänien. Auch europäische Nicht-EU-Staaten wie die Türkei und die Ukraine werden häufig als Ziele genannt.
Komplexe Ursachen für Abwanderung
„Abwanderungsabsichten entstehen nicht zufällig“, erklärte IAB-Forscherin Katia Gallegos-Torres. „Sie sind das Ergebnis eines komplexen Zusammenspiels individueller Motive, persönlicher Merkmale wie Geschlecht, Alter und Bildung, der sozialen und wirtschaftlichen Integration sowie der gesellschaftlichen Akzeptanz.“ Trotz der Abwanderungstendenzen plant knapp die Hälfte der Eingewanderten – rund 57 Prozent oder 5,7 Millionen Menschen – dauerhaft in Deutschland zu bleiben. Dennoch zeigt die Studie: Passive Remigration ist längst keine Randerscheinung mehr.