Nach EuGH-Urteil: Tausende afghanische Frauen stellen Folgeanträge in Deutschland
Deutschland erlebt derzeit einen massiven Zustrom von Asylbewerbern aus Afghanistan, weit mehr als aus jedem anderen Land.
Bis August gingen nach Angaben des BAMF 104.012 Asylanträge ein, ein Großteil davon waren Folgeanträge.
© IMAGO / Panama PicturesBrüssel/Berlin. – Im vergangenen Oktober hat der Europäische Gerichtshof (EuGH) ein wegweisendes Urteil gefällt. Die Richter stellten fest, dass bestimmte von den Taliban in Afghanistan verhängte diskriminierende Maßnahmen gegen Frauen einen Akt der Verfolgung darstellen. Für die Prüfung eines individuellen Asylantrags sei es demnach ausreichend, wenn EU-Mitgliedstaaten lediglich die Staatsangehörigkeit und das Geschlecht berücksichtigten.
Auswirkungen auf deutsche Asylstatistik
Die Entscheidung hatte deutliche Folgen für Deutschland, berichtet das Migazin. Wie das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) mitteilte, stellten Menschen aus Afghanistan im laufenden Jahr mit Abstand die meisten Asylanträge. Zwischen Januar und August gingen insgesamt 104.012 Anträge ein, darunter 78.246 Erstanträge.
Laut Angaben des BAMF entfielen allein auf Afghanistan 14.865 Erstanträge sowie 15.914 Folgeanträge. Solche Folgeanträge reichen Migranten unter anderem dann ein, wenn sich die Rechtslage zu ihren Gunsten verändert hat, neue Beweise vorliegen oder sich die Situation in ihrem Herkunftsland verschlechtert hat. Nach Einschätzung des BAMF dürfte die EuGH-Entscheidung ein Grund sein, weshalb in den ersten acht Monaten des laufenden Jahres 9.139 Folgeanträge von Frauen aus Afghanistan gestellt wurden.
Rückgang bei Erstanträgen im Sommer
Die Zahl der Asylerstanträge ist zuletzt leicht zurückgegangen. So sank sie im August im Vergleich zum Juli um 5,9 Prozent auf 7.803 Erstanträge. Im August des Vorjahres hatte das BAMF noch 18.427 Anträge registriert.
Auch im Sommer 2025 steht Afghanistan an der Spitze der Liste der Herkunftsländer. Wie im Juli dieses Jahres so war Afghanistan auch in diesem August mit 1.968 Erstanträgen das Hauptherkunftsland von Menschen, die in Deutschland Schutz beantragten, gefolgt von Syrien mit 1.370 Erstanträgen. Den dritten Platz belegte die Türkei mit 848 Erstanträgen.