Claire Zachanassian besucht die EU und die Ukraine

Erst vor wenigen Wochen wurde der Korruptionsskandal rund um die griechische Politikerin Eva Kaili bekannt. Es ist jedoch keineswegs vermunderlich, dass im großen Selbstbedienungsladen EU aber auch andernorts die Korruption blüht, wenn man bedenkt, dass die Korrumpierbarkeit zu den menschlichen Schwächen gehört.

Kommentar von
7.1.2023
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Claire Zachanassian besucht die EU und die Ukraine
Korruption© CC Null CC BY 2.0 DE

„Jeder Mensch hat seinen Preis.“ - das zeigt Friedrich Dürrenmatt in seiner tragischen Komödie Der Besuch der alten Dame wunderbar literarisch auf. Die alte Dame, Claire Zachanassian, verspricht einem Dorf eine Milliarde, wenn ihr ehemaliger Geliebter getötet wird. Alle machen mit, dieses unmoralische Angebot lässt die letzten Hemmungen fallen. Jens Ivo Engels schreibt in seinem Essay Kleine Geschichte der Korruption: “Zu den Schwächen des Menschen gehört die Korrumpierbarkeit”, ganz im Sinne von Brechts Dreigroschenoper Erst kommt das Fressen, dann die Moral. Es verwundert also keinesfalls, dass im großen Selbstbedienungsladen EU die Korruption blüht.

Impfdeal mit Pfizer

Nun wurde wieder einmal die Spitze dieses Eisberges gesichtet: Geldsäcke gegen Gefälligkeiten, ganz nach dem Motto: Nehmen ist seliger denn geben. Jene EU-Moralinstanz wurde am Futtertrog ertappt, welche Ungarn wegen Korruption sanktionieren will und der total korrupten Ukraine Geld in ungeahnter Milliardenhöhe unkontrolliert zuschanzt. Sogar die Kommissionspräsidentin wird verdächtigt, sie schweigt beharrlich zum 1,8-Milliarden-Covid-Impfdosen-Deal mit Pfizer. Bei ihrer Pressekonferenz zum Korruptions-Skandal im EU-Parlament sonderte sie die üblichen Seifenblasen ab: Hier gibt’s nichts zu sehen. Überhaupt wird so etwas nie wieder passieren. Ehrenwort!

Keine Silbe ließ sie sich aber zu ihrem Vizepräsidenten Margaritis Schinas entlocken, berichtet die Weltwoche. Ist es daher verwunderlich, wenn Viktor Orban diese Zustände kritisiert und fordert, dass der Sumpf nun trockengelegt werden müsse? „Es wäre jedoch nicht fair zu sagen, dass politische Korruption nur eine Bedrohung für die Linke ist, sie ist eine Bedrohung für alle.“ Die ungarische Regierung sei bestrebt, das Europäische Parlament in seiner jetzigen Form abzuschaffen – denn es sollte sich aus Mitgliedern zusammensetzen, die von den nationalen Parlamenten gewählt werden.”

Korruption ist nicht auszurotten

Interessant ist auch, dass die Ukraine sogar EU-Beitrittskandidat ist, wurde dieses Land erst vor wenigen Jahren als total korrupt eingeschätzt. So berichtete die FAZ 2018: “Korruption ruiniert die Ukraine. Bis zu 4,8 Milliarden Dollar verliere die Ukraine jährlich allein beim Zoll durch Korruption und Betrug. Laut eines Zeitungsberichts sei das mehr als ein Zehntel der Staatseinnahmen.” und 2020: “Legalisiert das ukrainische Verfassungsgericht Schmiergelder?” Wenn sich die Umstände allerdings plötzlich ändern, dann wird aus der einst bösen Ukraine ein Partner, denn jetzt kämpfen alle gegen Putin. Allen voran die USA. Wenn dort die Waffenlobby den Wahlkampf eines Präsidenten finanziert, dann wird natürlich erwartet, dass dieser Präsident Geschäfte mittels eines Krieges beschafft, egal wo und egal welches Leid angerichtet wird. Die korrupte Waffenindustrie sichert den USA das Wirtschaftswachstum, schon immer, denn Amerika war an fast allen Kriegen weltweit zu allen Zeiten beteiligt, Kriegsgründe wurden sehr oft konstruiert, ganz im Sinne von: “erst kommt das Fressen, dann die Moral!”

Korruption, Prostitution, Diebstahl, Vitamin-B, Netzwerke – wie immer man es auch bezeichnen mag, ist laut Wolfgang Mocker das zweitälteste Gewerbe der Welt und wird niemals auszurotten sein. Es verwundert daher nicht, dass auch Österreich korrupter geworden ist, wie der Korruptionsindex von Transparency International zeigt. Das österreichische Volk jedenfalls hat das Vertrauen in die Redlichkeit von Politik längst verloren, die Fakten bestätigen diese Meinung leider genau – eine Läuterung ist nicht in Sicht, man muss mit neuen Korruptionsenthüllungen rechnen.


Zur Person:

Major Rudolf Moser, 1950 in Wien geboren, lebt seit 1975 in der Steiermark. Magisterstudium von Sozial-, Wirtschafts-, Politikwissenschaften und Psychologie; Promotion (Soziologie) an der Universität Wien zum Doktor der Philosophie; Major (Jagdkampf); Ingenieur (Drucktechnik); Verkaufsleiter, Kommunikationstrainer; Fallschirmspringer-, Segelflug- und Motorflugschein, 1. Dan Judo - Weltenbummler, Soziologe, Wanderer und Seefahrer.

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