Sänger Morrissey wettert gegen Cancel Culture

In einem Interview sprach der britische Künstler Steven Patrick Morrissey über den Druck, der heutzutage auf vielen Künstlern laste, über die Cancel Culture und seine Abneigung dem Wort Vielfalt gegenüber.
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London. – In einem kürzlich veröffentlichten Interview wettert Musiklegende Steven Patrick Morrissey, der als Lead-Sänger der Indie-Rock Band The Smiths bekannt wurde, gegen die sogenannte Cancel Culture und sieht in den Bemühungen nach mehr Vielfalt in Wirklichkeit Bemühungen nach mehr Konformität.

„Diversität ist die neue Art, Konformität zu sagen“

In dem Gespräch mit Fiona Dodwell erklärt er, wie sehr sich die Musikindustrie verändert hat. Heutzutage würden Labels ihre Künstler viel schnell fallen lassen als in den vergangenen Jahrzehnten. „Heute sind die Labels ziemlich blutleer, sie lassen dich einfach fallen, wenn du etwas sagst, womit sie nicht einverstanden sind, es interessiert sie nicht“, sagte Morrissey. Er fuhr fort: „Jetzt heißt es: ‚Oh, wir brauchen Vielfalt‘. ‚Diversität‘ umschreibt für mich Menschen, die man nicht kennt. Es ist nur ein anderes Wort für Konformität, es ist die neue Art, Konformität zu sagen (…).“

Das Konzept der Vielfalt, nämlich sich an etwas zu erfreuen, gerade weil es einzigartig ist, habe seine ursprüngliche Bedeutung völlig verloren, so der Musiker. „Wenn Menschen über Vielfalt sprechen, denken sie nicht an die großartigen Dinge, die wir nicht gemeinsam haben“. Diese Dinge würden nun ignoriert, obwohl gerade sie es seien, die beispielsweise Länder so interessant machen würden beziehungsweise gemacht hätten. „Man konnte nach Deutschland reisen und die unglaublichste Kultur entdecken, man konnte nach Italien fahren und die unglaublichste Kultur entdecken“. Jetzt wolle die Gesellschaft aber, dass alles gleich ist. Das Wort „Vielfalt“ sei für ihn ein „schreckliches“ Wort. Wenn man es an irgendetwas hefte, dann sei die Sache „erledigt“.

Kampagnen gegen einzelne Personen

Gefragt nach seiner Meinung zu sozialen Medien meinte Morrissey, dass diese durchaus ein Problem darstellen würden. Denn heute sei jeder ein Kritiker, jeder sei ein Wissenschaftler, der alles wisse. Diese Menschen hätten die Möglichkeit, sich zu informieren und Personen zu zerstören, vor allem dann, wenn sie es schaffen, Freunde dazu zu bringen, mitzumachen und eine Kampagne gegen eine unliebsame Person zu starten. Genau das ist Morrisseys Meinung nach auch mit den Autorinnen Germaine Greer und J.K. Rowling passiert.

Das Phänomen der Hexenverfolgung ist für Morrissey zumindest teilweise auch noch in der modernen Kultur zu finden, wie er im Interview erklärte. „Sie müssen verzweifelt eine Hexe finden, sie müssen jemanden finden, der ’schändlich und schrecklich und bla bla bla bla bla‘ ist“, sagte er. Aktuell würden wir uns zudem in einer Protestkultur befinden, wie es sie in den späten 60ern, wo „jeder es liebte, auf die Straße zu gehen und zu protestieren und sich über etwas aufzuregen“, gegeben hat, so Morrissey. Auch heute würden viele protestieren wollen, was seiner Meinung nach auch in Ordnung sei. Es könnte aber sein, dass man damit nur seine Zeit verschwendet, fügte er hinzu.