Deutschland: 2024 fast fünf Mrd. Euro Schaden durch Ladendiebe
Organisierte Banden räumen gezielt Läden leer – oft ohne Konsequenzen zu tragen. Der Einzelhandel erleidet durch die aggressiven Täter und die mangelnde Strafverfolgung zunehmend Schaden.
Das Diebesgut zweier Diebe, die später von der Polizei geschnappt wurden. (Symbolbild)
© IMAGO / ChempicBerlin. – Ladendiebstahl belastet den deutschen Einzelhandel zunehmend. Die aktuellen Zahlen der EHI-Studie „Inventurdifferenzen 2025“ zeichnen ein düsteres Bild: Im Jahr 2024 gingen Waren im Wert von 4,95 Milliarden Euro verloren, die von Dieben entwendet wurden, wie die Berliner Zeitung unter Berufung auf die Bild-Zeitung berichtet.
Organisierte Tätergruppen dominieren
Besonders alarmierend: Laut der Studie geht ein Drittel der Verluste auf das Konto professionell agierender Tätergruppen. „Heute stehlen nicht mehr nur Einzelne – wir haben es mit gut organisierten Banden zu tun, die gezielt Läden ausräumen“, erklärt EHI-Sicherheitsexperte und Studienautor Frank Horst. Diese Entwicklung hat auch Folgen für das Personal: „Die Täter werden aggressiver. Es gibt Läden, da dürfen Mitarbeiter die Diebe gar nicht mehr ansprechen – aus Angst um ihre eigene Sicherheit“, so Horst.
Polizei und Justiz zeigen kaum Wirkung
Trotz steigender Fallzahlen bleibt eine wirksame Reaktion von Polizei und Justiz oft aus. Laut EHI sind 70 Prozent der ertappten Diebe Wiederholungstäter, doch viele Verfahren enden ergebnislos. Supermärkte verhängen als Reaktion oft lediglich Hausverbote – echte Konsequenzen bleiben aus. „Wir brauchen keine schärferen Gesetze – sondern endlich eine konsequente Anwendung der bestehenden Regeln. Solange Ladendiebstahl als Bagatelle behandelt wird, ändert sich nichts“, fordert Horst daher.
Eigentlich ist der gesetzliche Rahmen eindeutig: Bei gewerbsmäßigem Diebstahl drohen bis zu zehn Jahre Haft. Aber in der Realität werde kaum jemand verurteilt. „Das wissen die Täter ganz genau“, so Horst.
Kameras, Detektive und gesicherte Produkte sollen Diebstähle verhindern – allerdings nur mit mäßigem Erfolg. Besonders beliebt bei Dieben sind kompakte, hochpreisige Artikel wie Tabak, Alkohol, Rasierklingen oder Energydrinks. Ein besonderer Schwachpunkt sind SB-Kassen. Laut EHI verschwinden dort viele Produkte unbemerkt.
Milliardenschaden auch für Verbraucher
Die finanziellen Auswirkungen von Diebstahl reichen weit über den Handel hinaus. Berücksichtigt man die entgangene Umsatzsteuer und die gestiegenen Sicherheitsausgaben, beläuft sich der volkswirtschaftliche Schaden laut der Studie auf 7,3 Milliarden Euro, die letztlich von den Kunden getragen werden. Denn die Kosten für gestohlene Waren und Schutzmaßnahmen fließen in die Preise ein. Bei jedem Einkauf über 100 Euro zahlen Verbraucher somit etwa 1,50 Euro für Diebstahl und Sicherheitsaufwand.