Montpellier versinkt im Bandenkrieg

Tagelang kämpften Nordafrikaner und ethnische Sinti und Roma in den Vororten der südfranzösischen Stadt Montpellier nach einem Todesfall.

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Montpellier. - Nach dem Todesfall eines 14-jährigen Marokkaners im Zuge der Randale um den WM-Ausscheid Marokkos während des Halbfinales entzündeten sich ethnische Spannungen in der französischen Küstenstadt Montpellier. Ein im Netz kursierendes Video zeigt die Szene, bei der eine Gruppe von Nordafrikanern versuchte, die Frankreich-Fahne eines Autofahrers zu entwenden. Bei seiner Flucht vor der Gruppe fuhr er den jungen Marokkaner an, der wenig später an den Folgen der Verletzung starb. Der später als „gitan“ (frz. für Zigeuner, Anm. d. Red.), identifizierte Fahrer löste damit einen ethnischen Konflikt aus, der die Stadt seit Tagen in Atem hält.

Täglich wechselnde Racheaktionen

Wie der Journalist Jan A. Karon auf Twitter dokumentierte, liefern sich Nordafrikaner und die Gruppe der Roma und Sinti seitdem immer wieder Straßenschlachten. Auch Plünderzüge durch Viertel, in denen der Anteil an Afrikanern und Roma und Sinti überwiegt, stehen an der Tagesordnung.

Vor einigen Tagen häuften sich Meldungen darüber, dass sich beide Seiten mit Schusswaffen ausgerüstet hätten. Ein Sprecher der Roma-Minderheit berichtete von Dutzenden Männern mit Sturmgewehren und Videos dokumentieren auch Roma und Sinti mit Schusswaffen. Konnte der Konflikt mittlerweile auch beigelegt werden, so liegt dies nicht an der stabilisierenden Wirkung des französischen Staates, der für Ordnung sorgt. Nur ein „Friedensgipfel“ des örtlichen Imams konnte dafür sorgen, dass beide Gruppen einen Waffenstillstand aushandelten. Mit neuen ethnischen Verhältnissen ziehen auch neue kulturelle Institutionen nach Europa, die für die alten keine Verwendung haben.