Hamburg: Wohlhabender Stadtteil will mehr Migranten – aber nicht bei sich
Im Hamburger Stadtteil Flottbek sollen über 100 Migranten untergebracht werden. Doch dagegen regt sich Widerstand. Anwohner befürchten unter anderem einen Wertverlust ihrer Immobilien.
Hamburg. – Im wohlhabenden Hamburger Stadtteil Flottbek wehren sich Anwohner gegen die geplante Unterbringung von 144 Migranten auf dem Besucherparkplatz des Botanischen Gartens. Die Bürgerinitiative Hamburg für adäquate Flüchtlingsunterkünfte setzt sich vehement gegen diese Pläne ein. Sahar Hesselbarth, Sprecherin der Initiative: „Es gibt bessere Flächen in der Umgebung, zum Beispiel den Holmbrook, eine Fläche an der Osdorfer Landstraße oder seit Jahren leerstehende Pflegeheime“.
In einem Interview mit der Mopo erklärt Hesselbarth die Beweggründe der Anwohner: „Weil es kein geeigneter Platz für eine Asylunterkunft ist. Es gibt überall Menschen, die gegen Geflüchtete sind. Wir sind für diese schutzsuchenden Menschen und wollen den optimalen Platz für sie schaffen.“ Sie kritisiert vor allem die Lage des Parkplatzes, der zu klein sei und zu wenig Platz für Aktivitäten biete. Außerdem würden Bäume gefällt und Behindertenparkplätze wegfallen.
Mehr Migranten, aber bitte anderswo
Die Initiative fordert Transparenz von der Stadt und betont, dass sie nicht gegen die Unterbringung von Migranten sei, sondern lediglich einen geeigneten Standort suche. „Es ist ein wahnsinniger Ansturm, mein Telefon klingelt alle fünf Minuten“, betont Hesselbarth. Viele Menschen würden sich solidarisch zeigen und Unterstützung anbieten. Auf die Frage nach möglichen Wertverlusten der Immobilien durch die geplante Unterkunft antwortet Hesselbarth zurückhaltend: „Das ist für uns kein Thema.“ Die Initiative zählt mittlerweile über 100 Mitglieder und hat zudem tausende Unterschriften für eine Petition gegen die geplante Unterkunft gesammelt.
Der Initiative gehe es nicht darum, ob Migranten in Flottbek untergebracht werden sollen, sondern wie Integration am besten gelingen könne. Hesselbarth betont: „Es geht nicht um Freude oder das 'Ob', es geht allein um das 'Wie', wie Integration gelingen kann. Sonst würde ich das hier nicht machen.“
Der Stadtteil wird politisch vor allem von Sozialdemokraten und Grünen dominiert. Bei der letzten Bürgerschaftswahl stimmten knapp 35 beziehungsweise 27 Prozent für SPD und Grüne. Die AfD erreichte 2,7 Prozent.