„Wirrköpfe“ und „Spinner“: ARD-Moderator schimpft über Corona-Kritiker

In einem Tagesthemen-Kommentar lästert kein geringerer als ARD-Chefredakteur Rainald Becker über Personen ab, welche gerne die „alte Normalität“ wieder hätten.
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Berlin/München. – Der Meinungsbeitrag zur besten Sendezeit ist etwa zwei Minuten lang und macht stutzig. Denn der öffentlich-rechtliche Moderator schwingt sich nicht nur zu einer Verteidigungsrede der deutschen Bundesregierung auf, sondern beschimpft auch all jene, welche die Dinge anders sehen.

„Es wird keine Normalität mehr geben“

Schon zu Beginn stellt Becker klar: Dem „Lockerungswettlauf, der viele Politiker in diesem Land erfasst hat“, kann er nur wenig abgewinnen. In vielen Fällen hätte wohl die „Schnelligkeit über den Verstand gesiegt“. Die Sehnsucht nach der sogenannten „alten Normalität“ verortet er als Herzensanliegen vor allem bei „vielen Wirrköpfen im Netz“.

Den Kritikern richtet er daher aus: „All diesen Spinnern und Corona-Kritikern sei gesagt: Es wird keine Normalität mehr geben wie vorher“. Als Argumentationsgrundlage beruft er sich auf einen Aufruf von etwa 200 Künstlern und Wissenschaftlern. Seiner Ansicht fordern diese „zurecht“ eine grundlegende Veränderung von Lebensstil, Konsumverhalten und Wirtschaft. Auch er befindet, dass Gesundheitswesen, Nachhaltigkeit und Rücksicht auf die Natur neue Wertschätzung brauchen.

Voll des Lobes für Merkels Corona-Bilanz

Konnte manch ein Zuschauer auch aus dem patriotischen und konservativen Spektrum diesem Punkt noch etwas abgewinnen, wird es kurz darauf skurril. Denn daraufhin schwingt sich Becker zum Verteidiger von Föderalismus auf: „Die Länderchefs nehmen ihre Rolle wahr“, so sein Fazit. Gleichzeitig bedeute dies keine „Schwäche der Kanzlerin – im Gegenteil“.

Deutschland sei „gut, deutlich besser als andere“ durch die Coronakrise gekommen. Und zwar, Becker zufolge, „gerade weil Angela Merkel Kanzlerin ist“. Man müsse daher „froh sein, dass Hasardeure wie Trump, Johnson oder Bolsonaro hier nichts zu melden haben“. Insgesamt hofft er dass „Typen solchen Charakters in diesem Land […] nie gewählt werden“.

Regierungstreu und oppositionsfeindlich

Diese Art der Argumentation ist auf mehreren Ebenen keine Neuigkeit. So war Becker bereits in der Vergangenheit aufgrund seiner regierungstreuen Berichterstattung in der Kritik. So befand der Medienkritiker Stefan Schulz vor vier Jahren in einem Buch: „Der ARD-Chefredakteur Rainald Becker bejubelt das Regierungshandeln regelmäßig auf eine Weise, die sogar Regierungssprecher Steffen Seibert peinlich wäre.“

Und: Ganz anders fährt man bei den Tagesthemen immer wieder mit Teilen der Opposition ab. Als der Verfassungsschutz im Vorjahr die deutschen Identitären unter Beobachtung nahm, lancierte der aus dem harten linken Umfeld stammende WDR-Moderator Georg Restle einen Generalangriff auf die AfD. Er befand damals, dass man aufgrund angeblicher Netzwerkfunktionen im rechten Lager der patriotischen Partei „keinen Raum, keine Bühne und erst recht keine Stimme geben“ dürfe – Die Tagesstimme berichtete.