Die Automobilindustrie kämpft ums Überleben

Auf der einen Seite kämpft die deutsche Automobilzulieferindustrie mit den Energiepreisen, auf der anderen Seite mit dem für 2035 von der EU beschlossenen Verbrennungsmotoren-Aus.
Ulrich Novak
Kommentar von
26.11.2022
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2 Minuten Lesezeit

Die politisch gewollte Transformation eines ganzen Industriezweiges zeigt dabei erste Wirkung in der deutschen Wirtschaft. Mitte Oktober sorgte die Insolvenz des Automobilzulieferers Borges im Münsterland für Aufsehen. Die Traditionsfirma stellte Dämpfungen, Verkleidungen und Isolationen für Autos her. Wie alle Autozulieferer stand auch Borges unter Druck. Der WDR berichtete, dass hohe Energie- und Rohstoffkosten für Belastungen gesorgt hätten. Doch nicht nur die Energie- und Rohstoffpreise bedrohen die Zulieferindustrie. Die lange und oft angekündigte Technologiewende treibt alle Firmen zusammen mit der aktuellen Krise in die existentielle Not. Andreas Dikow, Chef des Branchennetzwerkes Automotive Mecklenburg-Vorpommern, der zugleich Chef des Neubrandenburger Zulieferers Webasto ist, weiß: „Der Markt steht vor einer Neuordnung.“ Und die Schweriner Volkszeitung berichtet, dass das von der EU für 2035 geplante Verbot von Verbrennungsmotoren die etwa 100 Automobilzulieferer in MV unter Druck setzt. Denn mit der EU-Entscheidung seien auch „die Türen für Wettbewerber außerhalb der EU geöffnet worden“.

Angriff auf den Wirtschaftsstandort

In seiner jüngsten Rede vor dem EU-Parlament verwies der Europaparlamentarier Markus Buchheit unter anderem auf die Stellenstreichungen des Zulieferers Schaeffler, der damit auf die Mobilitätswende reagieren musste. „Laut einer Studie der Unternehmensberatung Horvarth kämpfen drei Viertel der Automotive-Zulieferer mit Kostenproblemen,“ sagte Buchheit. „Die Zuliefererbetriebe leiden unter dem gnadenlosen Kostendruck, verkraften die gestiegenen und weiter steigenden Energie- und Rohstoffpreise nur schwer. Das führt dazu, dass immer mehr Unternehmen in dieser Zwangslage echte Liquiditätsprobleme bekommen.“ Der AfD-Abgeordnete sieht die Automobilindustrie als entscheidende Säule der deutschen Volkswirtschaft: „400 Milliarden Jahresumsatz und mehr als eine Million Beschäftigte sind für Deutschland lebenswichtig, aber mit dem pseudo-ökologischen Bekenntnis zur E-Mobilität werfen wir dem Wirtschaftsstandort Deutschland gnaden-, sinn- und zwecklos in dieser katastrophalen Lage auch noch Knüppel zwischen die Beine.“

Harald Bleimeister, Vorstandsmitglied des Automotive Cluster Ostdeutschland (ACOD) sieht den Handlungsbedarf zuallererst beim Verursacher der Krise, bei der Politik: „Alle unsere Mitgliedsbetriebe sind sich den Herausforderungen der Krise bewusst. […] Doch hier stoßen wir an unsere Grenzen des Machbaren. Diese Krise ist nicht durch uns oder durch den Markt verursacht; aber wir leiden massiv darunter und sehen selbst kaum Möglichkeiten, ohne ein beherztes Eingreifen des Staats aus der Krise herauszukommen.“

Schäden durch öko-religiöse Moralpolitik

Die Frage bleibt, ob die für Deutschland lebensnotwendigen wirtschaftspolitischen Ziele des im Stabilitätsgesetz 1967 festgehaltenen „magischen Vierecks“ überhaupt ansatzweise Bestand haben. Das sind ein stabiles Preisniveau und möglichst geringe Inflationsrate, eine niedrige Arbeitslosenquote, angemessenes, insbesondere nachhaltiges Wachstum und außenwirtschaftliches Gleichgewicht – alles schon vom Winde verweht. Die gesamte Wirtschaftspolitik der rot-grün-gelben Regierungskoalition wird durch ihre Ideologisierung Deutschland auf Dauer massiv schädigen. Die leidende Zuliefererindustrie und ihre dramatischen Insolvenzen sind erst die Vorboten weiterer Fehlplanungen durch eine öko-religiöse Moralpolitik, die zwar das Klima retten will, der die arbeitenden Menschen und deren erworbener Wohlstand dabei aber völlig egal sind.

Die in Gastbeiträgen geäußerten Ansichten geben ausschließlich die Meinung des jeweiligen Autors wieder und entsprechen nicht notwendigerweise denen der Freilich-Redaktion.