Freilich #36: Ausgebremst!

Wiener Professor erklärt, warum männliche Massenzuwanderung Widerstand erzeugt

Der Wiener Evolutionsbiologe Martin Fieder übt scharfe Kritik an der offiziellen Rassismusdefinition des Bundesrates und stellt ihr ein evolutionsbiologisches Erklärungsmodell entgegen. Aus seiner Sicht greift der politische Ansatz zu kurz, weil er biologische Grundlagen menschlichen Verhaltens ausblendet.

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Wiener Professor erklärt, warum männliche Massenzuwanderung Widerstand erzeugt

In den vergangenen Jahren sind massive Ströme junger männlicher Migranten nach Europa gekommen.

© IMAGO / Antonio Balasco

Bern/Wien. – Der Schweizer Bundesrat beschreibt Rassismus als ein „strukturell und institutionell verankertes Phänomen”, das „tief in die gesellschaftlichen Machtverhältnisse eingebettet” ist. Zudem wird Rassismus als „Ideologie oder Praxis, die Menschen aufgrund ihrer tatsächlichen oder zugeschriebenen ethischen, nationalen und religiösen Zugehörigkeit einteilt und hierarchisiert” definiert. Der Wiener Evolutionsbiologe Martin Fieder hält diesen Ansatz jedoch für ungeeignet und erklärt im Gespräch mit dem Tagesanzeiger: „Aus meiner Sicht ist diese Theorie zu abstrakt, um das Problem zu erklären.”

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Genetische Ursache für Phänomen

Der Evolutionsbiologe plädiert für eine andere Perspektive: „Aus evolutionsbiologischer Sicht ist es sinnvoller, mit den Begriffen Fremdenfeindlichkeit versus Fremdenfreundlichkeit zu operieren.“ Beide Verhaltensweisen seien tief verankert, denn: „Beides hat starke evolutionsbiologische und genetische Ursachen, die miteinander verwandt sind”.

Fieder verweist auf empirische Forschungsergebnisse und betont: „Wie praktisch alle Merkmale hat auch die Einstellung zu Fremden eine genetische und eine Umweltkomponente.” Erkenntnisse aus der Zwillingsforschung würden klar zeigen, dass sowohl Fremdenfreundlichkeit als auch Fremdenfeindlichkeit genetische Ursachen hätten. Die meisten Menschen bewegen sich dabei im Mittelfeld. „Das bedeutet aber auch, dass man besonders fremdenfeindliche Menschen nicht davon überzeugen kann, plötzlich fremdenfreundlich zu werden und umgekehrt. Man muss deshalb Kompromisse finden“, folgert Fieder daraus.

Warum Männermigration Widerstand auslöst

Solche Kompromisse seien möglich, hätten aber klare Grenzen. „Auch fremdenfeindliche Menschen sind durchaus bereit, mit Fremden zusammenzuarbeiten oder sie aufzunehmen, nur nicht in Massen und nicht zu ‚männlich‘“, so Fieder. Besonders problematisch seien stark männlich dominierte Wanderungsbewegungen: „Wenn sehr viele junge Männer kommen, regt das enormen Widerstand an, dann wird die Fremdenfeindlichkeit steigen.” Dieses Muster lasse sich europaweit beobachten. Dabei ist klar: „Natürlich spielen die Umwelt und das Soziale auch eine Rolle, aber die Genetik lässt sich da nicht wegdiskutieren.”

Der Schluss, Rassismus sei vor allem strukturell bedingt, greift für Fieder zu kurz. Er widerspricht deutlich: „Nicht die ‚Struktur‘ führt zu gesellschaftlichen Ausprägungen, sondern unsere individuelle Einstellung.“ Deshalb müsse man auch dort ansetzen. Gleichzeitig relativiert er deterministische Deutungen: „Biologie ist nicht Schicksal, aber wir müssen auch unsere Biologie verstehen, um gesellschaftliche Entwicklungen einordnen zu können.”

Trainings nur begrenzt wirksam

Auf die Frage, ob sich Fremdenfeindlichkeit abbauen lasse, zeigt sich Fieder skeptisch: „Das ist schwierig, aber man kann die Ursachen bekämpfen.“ Erfolgreiche Integration finde paradoxerweise häufig dort statt, wo die Vorbehalte stärker sind, also auf dem Land. Der Grund liege in der sozialen Nähe. „In der Stadt können Menschen ewig anonym leben. Auf dem Land kann man weniger ausweichen, das heisst, man muss sich kennen lernen.“ Antirassismus-Programme hält er für wenig wirksam und ergänzt: „Da müssen beide Seiten aufeinander zugehen, das bringt viel mehr als Antirassismus-Trainings.” Gleichzeitig zieht er eine klare Grenze: „Und Leute, die kriminell und problematisch sind, muss man wieder loswerden.”

Kritik an dominierenden Theorien

Laut Fieder wird in der politischen Debatte zu schnell mit moralischen Etiketten gearbeitet. Hier würde er sich einen evidenzbasierteren Ansatz wünschen. In Mitteleuropa hätten Evolutionsbiologie und Verhaltensgenetik jedoch einen schweren Stand. Stattdessen dominieren andere Ansätze: „Die sozialwissenschaftlichen Theorien, wie die Gender-Theorie oder die Critical Race Theory, beherrschen den Diskurs.” Sein Urteil fällt hart aus: „Aber sie bringen uns nicht weiter, sondern polarisieren die Diskussion.” Auch akademische Institutionen, die diese Theorie groß gemacht hätten, sieht er in der Verantwortung. Diese würden eine Mitschuld tragen.

Um heutige Konflikte zu verstehen, blickt Fieder weit zurück. Er erinnert daran, dass der Mensch evolutionsbiologisch gesehen über sehr lange Zeit in Gruppen von maximal 150 Personen lebte. Daraus hätten sich zwei zentrale Probleme ergeben, darunter Inzucht. Der Ausweg war der Austausch mit anderen Gruppen. Historisch habe dieser vor allem über Frauen stattgefunden: „Es waren meist junge Frauen, die aus der Familie des Mannes auswanderten, also fremdenfreundlich sein mussten.”

Archäogenetische Daten belegen weiträumige Netzwerke: „Aus genetischen Daten zurück bis in die Stein- und Bronzezeit wissen wir, dass es beispielsweise vom Böhmerwald bis zu den Karpaten Heiratsnetzwerke gab: Die Männer blieben stationär, die Frauen wanderten oft zu.” Auch moderne Daten bestätigen den Zusammenhang zwischen Ethnozentrismus und Isolation. Besonders bemerkenswert ist, dass junge Frauen auch heute noch die Gruppe mit der höchsten Fremdenfreundlichkeit sind. Fieder folgert daraus: „Da kann man ein ‚evolutionäres Gedächtnis‘ vermuten.”

Warum Männer skeptischer reagieren

Laut Fieder erklärt die Kehrseite dieser Geschichte die heutige männliche Skepsis gegenüber Migration. Er verweist auf Befunde aus der Frühgeschichte: „Archäogenetische Daten zeigen, dass vor 5000 Jahren in Europa auf eine Frau bis zu 14 Männer kamen, als Folge solcher Migrationsströme.” Über die genauen Umstände könne man jedoch nur spekulieren: „Wir wissen natürlich nicht, ob die Frauen mit den Fremden freiwillig Nachkommen hatten oder ob Gewalt im Spiel war.” Sicher sei jedoch, dass sich die Gene der damals ansässigen männlichen Bevölkerung – den Ackerbauern und Viehzüchtern – heute kaum noch in unserem Genpool finden. Daraus lasse sich erklären, „warum Männer heute eher fremdenfeindlicher sind”.

Fieder weist einen bewussten Schutzgedanken zurück: „Das kann man so nicht sagen, niemand war sich damals seiner Gene bewusst.“ Faktisch habe sich jedoch gezeigt, dass die Männer entweder nicht überlebt oder ihr Erbgut nicht weitergegeben haben. Entscheidend sei auch die Art der Migration gewesen: „Viel weniger problematisch war es übrigens, wenn die Migrationsbewegung langsam war und Frauen und Kinder dabei waren.”

Grenzen von Diversity-Trainings

Gegenüber unternehmerischen Sensibilisierungsprogrammen bleibt Fieder nüchtern. Zwar räumt er ein, dass das durchaus helfen könne, gleichzeitig betont er: „Aber man wird niemals alles umgehen können.” Der Grund liege tiefer: „Diese Stereotype sind einfach tiefer verankert als nur ‚sozial‘.“ Ein weiteres Hindernis sieht Fieder im modernen Gruppendenken. Er warnt: „Gruppendenken ist stärker verankert, als wir es wahrhaben wollen.” Besonders deutlich zeige sich das im Kulturkampf. Seine Beobachtung: „Leute, die sich ihrer Diversität rühmen, bleiben in politisch homogenen Gruppen.” Die Folgen seien problematisch: „Das reduziert vielleicht Rassismus innerhalb der Gruppe, aber es führt zu neuen Mechanismen der Ausgrenzung, die dann die politische Situation blockieren.“

Limits und Qualifikation bei Migration

Fieder formuliert klare Bedingungen für eine funktionierende Integration. Zentral sei der persönliche Kontakt: „Am besten funktioniert es, wenn Menschen einander kennen lernen, sodass man sich nicht mehr fremd ist.” Das setze aber „unbedingt eine überschaubare Anzahl an Migranten voraus“. Innerhalb Europas sei Migration kaum problematisch, doch bei Zuwanderung von außerhalb spiele Bildung eine Schlüsselrolle. Er warnt vor den Folgen unqualifizierter Männermigration und beschreibt deren Dynamik: „Sie werden frustriert, weil sie merken, dass sie in dieser Gesellschaft nicht erreichen, was sie sich vorstellen.”

Diese Frustration hat Folgen für die Integration: „Sie wenden sich vermehrt ihrer eigenen Kultur zu.” Oft spielen dabei moderne Medien eine Rolle: „Oft kannten sie den Islam vorher gar nicht richtig, aber jetzt wenden sie sich dem zu, was ihnen auf Tiktok oder Youtube präsentiert wird.“ Sein Fazit ist eindeutig: „Wir müssen die Migration nach Bildung und Qualifikation ausrichten.”

Eine Gesellschaft ganz ohne Gruppendenken hält Fieder für unrealistisch, das werde es nicht geben. Eine solche Welt würde einen radikalen Eingriff erfordern: „Man müsste Menschen grundsätzlich umprogrammieren.” Das sei derzeit aber noch Science-Fiction, so Fieder.

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