Daniel Haseloff (AfD): „Die AfD verbindet Straßenprotest und Parlament“

Im Gespräch mit Freilich spricht der Thüringer Landesvorstand-Beisitzer Daniel Haseloff über die Zusammenarbeit der AfD mit den Straßenprotesten, die Probleme einer solchen Kooperation und die potenziellen Synergien.
/
/
3 Minuten Lesezeit

Freilich: Herr Haseloff, am 12.11. rufen die Thüringer Bürgerbewegungen zu einer Kundgebung samt Spaziergang auf. Die AfD Thüringen wird auch dort wie bereits in Gera aktiv teilnehmen. Wie ist die Stimmung im Volk? Mit wie vielen Personen rechnen sie? Kocht die Wut und der Zorn bezüglich der schlechten Regierungspolitik mittlerweile in Thüringen über?

Daniel Haseloff: Anhand der immer weiterwachsenden Anzahl der Teilnehmer bei den Montagspaziergängen wird ersichtlich, dass der Unmut über die aktuelle Politik weiter steigt, aber bei weitem noch nicht den Höhepunkt erreicht hat. In Gera brachte der gemeinschaftliche Protest bereits 10.000 Menschen auf die Straße. Ich würde mich freuen, wenn ähnliche Zahlen auch in Erfurt erreicht werden. Selbstverständlich wächst der Unmut der Bevölkerung von Woche zu Woche. In Anbetracht der immer weiter steigenden Lebenshaltungskosten, heftiger Kriegsrhetorik, steigender Massenzuwanderung in unsere völlig überlasteten Sozialsysteme, hausgemachter Energiemangel und keinerlei Einlenken der Regierungsparteien, steigt der Druck im Kessel.

Die Kundgebung wird dabei gemeinsam – neben anderen Bürgerinitiativen – mit „Freies Thüringen“ stattfinden. Wie kam es dazu? Wie liefen die ersten Kontakte zwischen Partei und den FT ab? Die Zusammenarbeit ist einzigartig in der Bundesrepublik.

Wir versuchen das Gemeinsame und nicht das Trennende in den Vordergrund rücken. Unser Land wird seit Jahren durch das „Teile und Herrsche“- Prinzip regiert. Dementsprechend nah liegt die Erkenntnis: Wenn wir wirklich eine positive Veränderung in unserem Land bewirken wollen, dann geht dies nur gemeinsam. Dazu gehört sicherlich eine gewisse Kompromissbereitschaft, welche aber in der jetzigen Zeit eine Grundvoraussetzung der Oppositionsarbeit sein muss. Wir setzten uns also gemeinsam mit Vertretern der Bewegungen hin und formulierten unsere Schnittpunkte. Heraus kamen die „10 Forderungen für Thüringen“. Diese wurden auf allen Montagsspaziergängen in Thüringen verkündet und erhielten über die Landesgrenzen hinaus Aufmerksamkeit. Björn Höcke verlas sie sogar im Thüringer Landtag.

Wie funktioniert die Zusammenarbeit mittlerweile? Konnte ein gemeinsamer Nenner gefunden werden? Gibt es noch Reibereien oder offene Streitpunkte?

Die Zusammenarbeit funktioniert erfreulich gut. Auch hier heißt das Zauberwort: Kompromissbereitschaft. Der Fokus liegt immer auf dem Verbindenden. Es entwickelt sich ein immer größeres Verständnis für die notwendige Zusammenarbeit. Die AfD dient als Transmissionsriemen des Straßenprotestes in die Parlamente, dadurch bleiben die Proteste politisiert und werden durch die Herrschenden stetig wahrgenommen. Gleichzeitig aber überlagert die Partei den Protest nicht, um den Menschen genug freien Raum zur Eigeninitiative zu geben und natürlich auch um den Erhalt der vielfältigen Strömungen innerhalb dieser Spaziergänge zu gewährleisten.

Kann das Beispiel Thüringen als eine Art Vorbild für Deutschland bezüglich einer Zusammenarbeit von Partei und Protestgruppen dienen?

Ich würde es mir wünschen. Thüringen kann in dieser Situation der „Leuchtturm“ und somit die Orientierungshilfe im Protestgeschehen sein. Am Ende des Tages geht es um unser Land und um unsere Zukunft. Für uns ist klar: Wir stehen an der Seite des friedlichen Straßenprotestes in Thüringen und auch darüber hinaus.

Die Straßenproteste waren in den letzten Wochen oft überparteilich, manchmal stieß man sogar auch auf eine regelrechte Ablehnung von Parteien innerhalb der Straßenproteste. Wie kann sich die AfD aufstellen, um die Distanz zwischen Partei und Straße abzubauen?

Grundsätzlich ist die AfD als Partner bei den Straßenprotesten anerkannt. Sicherlich gibt es vereinzelte Bewegungen, die den aufgeblähten bundesrepublikanischen Parteienstaat vollständig ablehnen. Aber auch dabei überschneiden sich ja einige Ansichten mit unserer Programmatik. Dort müssen wir unsere programmatischen Ansätze zur Verschlankung des Systems erläutern und Überzeugungsarbeit leisten. Wichtig ist auch, dass wir uns nicht von der herrschenden Klasse und den angebundenen Medien diktieren lassen, mit wem wir protestieren dürfen und mit wem nicht.

Herr Haseloff, vielen Dank für das Gespräch!


Zur Person:

Daniel Haseloff, Jahrgang 1988, ist gebürtiger Heiligenstädter. Der Familienvater sitzt im Landesvorstand der AfD Thüringen und ist für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig.