Umstrittene ZPS-Aktion: So reagiert die Öffentlichkeit auf Asche-‚Mahnmal‘

Die neue Aktion des linksradikalen Zentrum für politische Schönheit (ZPS), angeblich unter Verwendung der Asche von Holocaustopfern, polarisierte stark – und brachte vor allem eine Reihe von Kritikern auf den Plan.
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Umstrittene ZPS-Aktion: So reagiert die Öffentlichkeit auf Asche-‚Mahnmal‘

Gilt als Mastermind hinter dem „Zentrum für politische Schönheit“: Aktionskünstler Philipp Ruch. Bild (Ruch 2017): Tobias Klenze via Wikimedia Commons [CC BY-SA 4.0] (Bild zugeschnitten)

Die neue Aktion des linksradikalen Zentrum für politische Schönheit (ZPS), angeblich unter Verwendung der Asche von Holocaustopfern, polarisierte stark – und brachte vor allem eine Reihe von Kritikern auf den Plan.

Berlin. – Es war eine Aktion, welche fast niemanden kalt ließ: Das selbsterklärte Künstlerkollektiv installierte eine Säule vor dem Reichstag, angeblich gefüllt mit der Asche von Holocaust-Opfern. Damit wollten sie nach eigener Aussage vor einer möglichen Kooperation bürgerlicher Fraktionen mit der AfD warnen. Die patriotische Partei bezeichnen sie dabei kurzerhand als „Faschisten“, freilich jedoch ohne diesen Vorwurf genauer auszuführen – Die Tagesstimme berichtete.

AJC Berlin: „Skandalöse Störung der Totenruhe“

Die erste Kritik ließ nicht allzu lange auf sich warten. Der Berliner Ableger des American Jewish Committee (AJC) etwa sieht in der Aktion eine „skandalöse Störung der Totenruhe“. Die Asche Ermordeter eigne sich nicht für „schiefe historische und politische Vergleiche“, mit denen die Opfer „nochmal entwürdigt und entmenschlicht“ würden. Ähnlich kritisch äußerten sich auch das Internationale Ausschwitz Komitee und der Zentralrat der Juden.

Ebenfalls nicht erfreut war der Leiter der in ihrer Ausrichtung und Bildungsarbeit eher nach links tendierenden Bildungsstätte Anne Frank. Dieser gestand dem ZPS zwar zu, die Aktion „gut gemeint“ zu haben – dennoch sei sie „grundfalsch“. Diese gelte besonders vor dem Hintergrund, dass nach jüdischem Gesetz die Leichenteile von Juden nur auf jüdischen Friedhöfen ruhen dürften.

Gespaltener Widerhall bei Leitmedien

Höchst unterschiedlich war unterdessen die Auffassung innerhalb der Medienlandschaft. Ein Journalist der Süddeutschen Zeitung musste zwar feststellen, dass Exhumierungen „unappetitlich“ seien. Die Zuweisung der Bedeutung sei aber „eindrücklich“, die Aktion „gelungen“. Außerdem wirbt der Autor für Verständnis für „drastische, politische Kunst“, welche seiner Ansicht nach die „fünfte Säule der Demokratie“ darstelle. „Drastisch – und notwendig“ lautete das urteil eines Journalisten beim Tagesspiegel.

Nicht dieser Meinung ist eine Kommentatorin der FAZ. Sie ist der Meinung, die Aktion verhöhne den Konservatismus und verharmlose die NS-Zeit. Die „ideologische Verblendung dieser selbsterklärten Widerstandskämpfer“ sei schwindelerregend.  Und eine Kolumnistin der NZZ twitterte, dass die Aktion „menschenverachtend“ sei und positive Rezeption eher die Sorge vor einer „linken Diktatur“ als vor einer rechten erwecke. Ihre Berufskollegen, welche dies „nicht checken“ würden, rügte sie ausdrücklich.

Negative Kommentare auf Twitter

Auch ansonsten häuften sich die negativen Kommentare – aus unterschiedlichsten Gründen. Ein links der Mitte zu verortender Journalist etwa erzählte von „heulenden älteren Menschen“, welche in Sorge waren, dass für die Aktion die Überreste ihrer Angehörigen exhumiert wurden.

Ein weiterer Nutzer, nach Angaben seines Profils selber jüdischen Glaubens, echauffierte sich überhaupt gegen die Instrumentalisierung des seinerzeitigen Leides: „Ich finde diese ‚Antifaschisten‘, die die Schoa für ihre politische Selbstbefriedigung missbrauchen, zum Kotzen!“

Ex-Grünen-Politiker erstattet Strafanzeige

Übrigens: Das ZPS muss sich nicht nur breite Kritik an seiner umstrittenen Aktion gefallen lassen. Denn der ehemalige Grünen-Politiker Volker Beck erstattete Strafanzeige wegen einer strafbaren Störung der Totenruhe (§168 StGB). Selbst wenn sich die Behauptung, es befinde sich die Asche von Holocaustopfern in der Säule, als falsche Darstellung und somit lediglich Teil der Kunstaktion herausstelle, wäre dies „geschmack- und respektlos“.

Über den Autor
Julian Schernthaner

Julian Schernthaner

Der studierte Sprachwissenschafter wurde 1988 in Innsbruck geboren und lebte sieben Jahre in Großbritannien. Vor kurzem verlegte er seinen Lebensmittelpunkt ins malerische Innviertel, dessen Hügel, Wiesen und Wälder er gerne bewandert.

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