Umfrage: FPÖ führt klar in Sonntags- und Kanzlerfrage
Aktuelle Umfragen zeigen einen deutlichen Aufschwung der FPÖ, die vor allem im Kanzlerfrage-Ranking dominiert. Spitzenkandidat Kickl profitiert von der wachsenden Unzufriedenheit mit der Regierung.
In der aktuellen Sonntagsfrage und Kanzlerfrage kann sich die FPÖ weiterhin über ihre Führung freuen.
© IMAGO / Harald DostalWien. – Wäre am kommenden Sonntag Nationalratswahl, käme die FPÖ laut einer aktuellen Umfrage des Market-Instituts, die im Auftrag des Standard durchgeführt wurde, auf 34 Prozent der Stimmen. Das wäre ein deutlicher Zuwachs gegenüber den 28,8 Prozent, die die Partei bei der letzten Wahl erreicht hat. Damit bliebe die Partei stärkste Kraft im Land.
Die SPÖ erreicht mit 20 Prozent in etwa das gleiche Ergebnis wie zuletzt. Die ÖVP verliert im Vergleich zur letzten Wahl rund ein Fünftel ihrer Wählerschaft und liegt derzeit bei 21 Prozent. Laut Market-Institut-Leiter David Pfarrhofer können hingegen Grüne und NEOS zulegen und jeweils zehn Prozent erreichen.
Vor allem für ÖVP geht es bergab
Die Umfrage zeichnet auch ein düsteres Stimmungsbild unter den Wählern. So blicken 46 Prozent pessimistisch in die Zukunft, während sich nur 26 Prozent optimistisch äußern. Besonders trüb fällt die Einschätzung bei den Anhängern der FPÖ aus.
Sonntagsfrage Nationalratswahl 12. Juni 2025
in Prozent, nächste Wahl voraussichtlich 2028
Auch die Entwicklung der Parteien wird von der Mehrheit negativ bewertet – vor allem die der ÖVP: 58 Prozent sagen, dass die Partei heute schlechter dasteht als bei der Wahl. Nur unter den eigenen Wählern überwiegt die positive Bewertung. Insgesamt sehen jedoch nur 26 Prozent eine Verbesserung. Noch schlechter wird lediglich die Entwicklung der Grünen eingeschätzt. Nur zwölf Prozent sehen dort Fortschritte, 69 Prozent hingegen eine Verschlechterung.
Kanzlerfrage: Kickl liegt voran
Ein weiteres Stimmungsbild ergibt sich bei der fiktiven Kanzlerdirektwahl. Hier führt FPÖ-Chef Herbert Kickl mit 24 Prozent vor Amtsinhaber Christian Stocker (ÖVP), den 15 Prozent direkt zum Kanzler wählen würden. Auf den weiteren Plätzen folgen SPÖ-Chef Andreas Babler mit 13 Prozent, die NEOS-Vorsitzende Beate Meinl-Reisinger mit zwölf Prozent und Leonore Gewessler (Grüne) mit sechs Prozent.
Zwar haben Spitzenkandidaten demnach einen großen Einfluss auf das Image ihrer Partei, vom sogenannten Kanzlerbonus kann Stocker allerdings nicht profitieren – anders als seine Vorgänger Sebastian Kurz oder Christian Kern, die jeweils über 40 Prozent Zustimmung erreichten. Kurz lag während der ersten Corona-Lockdowns sogar bei über 50 Prozent. Die aktuellen Werte erinnern eher an jene von Werner Faymann (SPÖ) kurz vor dessen Rücktritt im Jahr 2016.
Ministerranking: Marterbauer an der Spitze
Neben der Sonntagsfrage wurden auch die Mitglieder der Bundesregierung benotet. Bestnoten erhält dabei der neue Finanzminister Markus Marterbauer (SPÖ), der als einziger von zwölf Prozent mit „Sehr gut” bewertet wird. Seine Durchschnittsnote liegt bei 3,15. Pfarrhofer erklärt den hohen Zuspruch wie folgt: „Finanzminister Marterbauer bekommt aus allen Wählerschaften außer jener der FPÖ hohe Zustimmung. Aber hohe Sympathien für den Finanzminister haben in Österreich Tradition.“
Am schlechtesten schneidet hingegen SPÖ-Chef und Vizekanzler Andreas Babler ab: Er erreicht einen Schnitt von 3,6 und erhält von 32 Prozent ein „Nicht genügend“. Bundeskanzler Christian Stocker erreicht mit einem Notendurchschnitt von 3,38 Platz drei – hinter Justizministerin Anna Sporer. Sie erhält nicht nur gute Bewertungen, sondern auch die wenigsten „Nicht genügend“. Allerdings ist sie weniger bekannt. Nur 60 Prozent trauten sich ein Urteil über sie zu.
Wählergruppen vergeben sehr unterschiedlich
Laut Pfarrhofer ist das Bewertungsverhalten der unterschiedlichen Wählerschichten auffällig: FPÖ-Wähler würden ziemlich undifferenziert schlechte Noten für die Regierungsmitglieder geben – daher komme kein Regierungsmitglied auf eine bessere Note als „Befriedigend“. Innerhalb dieser Spanne zwischen drei und vier gebe es jedoch Unterschiede. So schnitten unter ÖVP-Wählern etwa die NEOS-Politiker Beate Meinl-Reisinger und Christoph Wiederkehr besser ab als viele SPÖ-Minister.